Paxtäfelchen mit Madonna und Kind, 2. Hälfte 15 Jh. (Pl.O. 2794)
Datum | Provenienz |
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spätestens Juni 1891 | Robert Forrer, Straßburg, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
Juni 1891 | Bayerisches Nationalmuseum, München, erworben von Robert Forrer, Straßburg [2] |
11.-12.12.1940 | [...] Hofmann, erworben auf der Auktion Weinmüller München (Kunstversteigungshaus Adolf Weinmüller), München, Los-Nr. 295, eingeliefert von Bayerisches Nationalmuseum[3] |
zwischen 11.-12.12.1940 und spätestens 10.05.1941 | Verbleib unbekannt |
spätestens 10.05.1941 | Reidel (Adolf Reidel Gemälde Antiquitäten), München, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [4] |
23.05.1941 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Reidel (Adolf Reidel Gemälde Antiquitäten)[5] |
Die spätgotische Bronzetafel erwarb das Museum 1941 beim Münchner Kunsthändler Adolf Reidel für 400 RM. Ihre Provenienz lässt sich zurückverfolgen bis zum Schweizer Sammler und Kunsthistoriker Robert Forrer, der die Tafel 1891 dem Bayerischen Nationalmuseum, München, neben anderen Objekten zum Kauf anbot.[6] Dem Brief mit dem Kaufangebot legte er einen Bleistiftabrieb der Kusstafel bei, der bei den aktuellen Recherchen die eindeutige Identifikation ermöglichte. Im Bayerischen Nationalmuseum war die Tafel zunächst ausgestellt, wurde aber 1940 vom Museum bei Adolf Weinmüller gemeinsam mit rund 700 Objekten aus Museumsbesitz versteigert. Die Veräußerung erfolgte, um mit den Erlösen Kunstwerke zu erwerben, die von der Gestapo bei verfolgten Eigentümern beschlagnahmt worden waren.[7] Wie dem von Weinmüller annotierten Exemplar des Auktionskatalogs zu entnehmen ist, wurde die Tafel für einen Zuschlag von 170 RM von einer Person namens „Hofmann“ ersteigert, knapp über dem Schätzpreis von 150 RM. Wer „Hofmann“ war und wie die Tafel zu Reidel gelangte, konnte nicht geklärt werden. Archivrecherchen zu Reidel, die möglicherweise einen Hinweis auf Hofmann und seine Beziehung zu Reidel – etwa als Mitarbeiter oder in seinem Auftrag tätiger Händler – geben könnten, verliefen ergebnislos.[8]
[1] S. die Angaben in der folgenden Anmerkung.
[2] München, Bayerisches Nationalmuseum, Archiv, Dokumentation zu MA 3086 (ehemalige Inv.Nr. des BNM); Erwerbungsakten, Kasten 12, Schriftwechsel R. Forrer an W.H. Riehl, BNM, 8.6.1891, 17.6.1891, 20.6.1891 (Kaufpreis 50 RM). Matthias Weniger und Elke Albrecht-Messer, BNM, danke ich herzlich für die Unterstützung bei der Recherche und die Zurverfügungstellung der Unterlagen des BNM. – Der Nachlass Forrers im Archäologischen Museum Straßburg / Musée archéologique de Strasbourg konnte aus Zeitgründen nicht gesichtet werden. – Die Herkunft aus dem BNM ist auch auf der Objektfotografie in der Fotothek des GNM vermerkt.
[3] Kunstgewerbe und Plastik. Aus dem Besitz eines deutschen Museums. Auktion XXI. Katalog 24. Aukt.Kat. Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller, München, 11.–12. Dezember 1940, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weinmueller1940_12_11/0034 [24.08.2015], Los-Nr. 295: „Paxtafel. Hochrechteck, in Ausgrundarbeit, graviert Maria mit dem Kind in gotischer Architektur. Deutsch, 15. Jahrh. – 8 x 6,6 cm“ (Schätzpreis 150 RM). – Für die Auskünfte zum von Weinmüller annotierten Exemplar des Auktionskatalogs danke ich Hannah Krause, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg, Email vom 14.1.2015. Dort ist neben dem Namen des Käufers (Hofmann) auch der Zuschlagpreis von 170 RM verzeichnet.
[4] HA GNM, GNM-Akten K 133, Ankaufsakten 1940/41, Adolf Reidel an Kohlhaußen, GNM, 10.5.1941 (Nr. 1296).
[5] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2794 (Kaufpreis 400 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 133, Ankaufsakten 1940/41, Schriftwechsel Adolf Reidel mit Kohlhaußen, GNM, 10.5.1941 (Nr. 1296), 3.6.1941 (Nr. 1538), 10.6.1941 (Nr. 1618), 18.6.1941 (Nr. 1618, rückseitig); GNM-Akten K 3411 Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1941, Beleg Nr. 40/18, Rechnung Reidel 10.5.1941, Quittung Reidel, 5.6.1941. – S. zur Provenienz von Pl.O. 2794 ausführlich Anja Ebert, Timo Saalmann: Provenienzforschung und Authentizität. In: Thomas Eser, Achim Saupe (Hrsg.): Authentisierung im Museum. Ein Werkstatt-Bericht (RGZM – Tagungen 32). Heidelberg 2017, S. 59–67, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/297 [04.04.2018], hier S. 62–64.
[6] Zu Forrer s. auch Bernadette Schnitzler: Robert Forrer (1866–1947). Archéologue, écrivain et antiquaire. Straßburg 1999.
[7] S. dazu u.a. Meike Hopp: Kunsthandel im Nationalsozialismus. Adolf Weinmüller in München und Wien. Köln, Weimar, Wien 2012, S. 174. –Lorenz Seelig: Die Münchner Sammlung Alfred Pringsheim – Versteigerung, Beschlagnahmung, Restitution. In: Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 3). Magdeburg 2005, S. 265–290, bes. S. 277. –Matthias Weniger: Die Sammlungen Siegfried Lämmle und Ludwig Gerngroß im Bayerischen Nationalmuseum 1938–1953. In: Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 3). Magdeburg 2005, S. 291–308.
[8] Recherchen erfolgten im StadtAM, StAM, BayHStA und BWA München.