Irdenschüssel, 18./19. Jh. (HG 9431)

Irdenschüssel, 18./19. Jh. (HG 9431)
Inv.Nr.
HG 9431
Zugangsregisternr.
ZR 1941/8
Material
Ton
Maße
Durchmesser 38,7 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
05.12.1939Unbekannte(r) Besitzer, erworben auf der Auktion Dorotheum, Wien, Los-Nr. 397 [1]
zwischen 05.12.1939 und spätestens 18.02.1941Verbleib unbekannt
spätestens 18.02.1941Pichler (Gabriel Pichler & Söhne Antiquitäten), Wien, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [2]
27.02.1941Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Pichler (Gabriel Pichler & Söhne Antiquitäten)[3]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

 

Das Germanische Nationalmuseum erwarb am 27. Februar 1941 eine große braunglasierte Irdenschüssel von Gabriel Pichler & Söhne, Wien. Das Objekt war am 5. Dezember 1939 als Nr. 397 „Große Schüssel aus Hafnerton, braun glasiert, mit weißen Ornamenten“ und mit einem Sinnspruch („Prahl niemals von dier selbst. Bewahr die Heimlichkeiten, Und acht nicht das Geschwätz von unvernünftigen Leuten.“) auf einer Auktion des Dorotheum angeboten worden („Alpenländisch, 18. Jahrhundert, Durchmesser: 38 cm“). Beschreibung und Maße stimmen überein. Der Vorbesitz lässt sich aus den Angaben zur Versteigerung nicht feststellen, das Objekt wurde in der Kategorie „aus anderem Besitz“ angeboten (stammt also nicht aus der hauptsächlich angebotenen Sammlung Heinrich Reimann). Das Limit waren 25 RM, der Schätzpreis lag bei 50 RM. Der Zuschlagspreis ist nicht bekannt. Die Ergebnisse der Auktion scheinen nicht veröffentlicht worden zu sein.[4] Der spätere Ankaufpreis des GNM (120 RM) liegt deutlich über dem Schätzpreis des Dorotheum (50 RM).

Da die Provenienz vor 1939 nicht bekannt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Schüssel aus beschlagnahmtem jüdischem Besitz stammt, der bekanntermaßen im Dorotheum angeboten wurde.[5] Quellenmaterial, aus dem die Vorbesitzer der Dorotheum-Auktion hervorgehen, existiert nach Auskunft des Dorotheum nicht mehr.[6] Ein jüdischer Zwischenbesitzer, der das Objekt im Dorotheum kaufte, ist unwahrscheinlich, da Juden ausdrücklich vom Erwerb von Kunstgegenständen ausgeschlossen waren.[7]



[1]Glas- und Porzellansammlung Reg.-Rat Dr. Heinrich Reimann: Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle, Graphik, Handzeichnungen, Miniaturen, Glasgemälde, Skulpturen, Bronzen, Kunstmöbel, Uhren, Bildteppiche und Verduren, Arbeiten in Glas, Porzellan, Fayence, Perserteppiche, Ostasiatika, Ausgrabungen, Waffen, Verschiedenes aus anderem Besitz (Katalog Nr. 457). Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 4.–6. Dezember 1939, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1939_12_04 [17.05.2018], S. 37.

[2]HA GNM, GNM-Akten K 3326, Rechnung, 18.2.1941 (Beleg Nr. 242).

[3]Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9431 (Kaufpreis 120 RM).

[4]Nicht in: Kunstpreis-Verzeichnis, 1. Band, Berlin, Paris 1940, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstpreis_verzeichnis1939_1940/0007 [17.05.2017].

[5]Stefan August Lütgenau, Alexander Schröck, Sonja Niederacher: Zwischen Staat und Wirtschaft. Das Dorotheum im Nationalsozialismus. Wien/München 2006, S. 70–151.

[6]Frdl. Auskunft von Katja Zirnsack, Dorotheum, Wien (E-Mail vom 14.10.2016).

[7]Siehe „Auktionsbedingungen“ in Glas- und Porzellansammlung Reg.-Rat Dr. Heinrich Reimann: Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle, Graphik, Handzeichnungen, Miniaturen, Glasgemälde, Skulpturen, Bronzen, Kunstmöbel, Uhren, Bildteppiche und Verduren, Arbeiten in Glas, Porzellan, Fayence, Perserteppiche, Ostasiatika, Ausgrabungen, Waffen, Verschiedenes aus anderem Besitz (Katalog Nr. 457). Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 4.–6. Dezember 1939, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1939_12_04 [17.05.2018].

Bearbeitung
TS