Oberrheinisch, Verkündigung an Maria, 1490/1500 (Pl.O. 2780)

Oberrheinisch, Verkündigung an Maria, 1490/1500 (Pl.O. 2780)
Inv.Nr.
Pl.O. 2780
Zugangsregisternr.
ZR 1939/82
Material
Holz
Maße
Höhe 79,5 cm
Breite 38 cm
Sammlung
Skulptur bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund (neuer Rahmen)
DatumProvenienz
spätestens 02.02.1939Dauer (Ernst Dauer Möbel-, Kunst- und Antiquitäten-Handlung), Heilbronn, erhalten in Kommission von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
13.02.1939Böhler (Kunsthandlung Julius Böhler), München, erworben durch Kauf von Dauer (Ernst Dauer Möbel-, Kunst- und Antiquitäten-Handlung), Heilbronn [2]
20.10.1939Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Böhler (Kunsthandlung Julius Böhler)[3]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Das Germanische Nationalmuseum erwarb die beiden zusammengehörigen Reliefs Pl.O. 2780 und Pl.O. 2781 im Jahr 1939 bei Julius Böhler für insgesamt 7.000 RM. Zur Herkunft der Reliefs ist auf der Inventarkarte verzeichnet (offenbar als spätere Ergänzung), dass die Reliefs aus einem „schwäb[ischen] Schloss in der Nähe von Heilbronn“ stammen.

Wie aus den Geschäftsunterlagen Böhlers hervorgeht, hatte dieser die Tafeln 1939 über die Kunsthandlung Ernst Dauer in Heilbronn für je 825 RM angekauft. Anfang Februar 1939 schickte Dauer die beiden Reliefs zur Ansicht an Böhler und schrieb dazu, dass sie ihm „aus einer Kirche zum Verkauf angeboten“ worden seien. Es handele sich um Altarflügel, zu denen das Mittelstück fehle. „Die Herrschaften sprachen von einem Preis von 1.000 Mark, den sie dafür haben wollen“. Später erhöhten der oder die Besitzer – Dauer spricht in der Regel von ihnen im Plural, an einer Stelle ist auch von einer „Gesellschaft“ die Rede – die Forderung auf 1.150 RM. Dauer als Vermittler erhielt eine Provision von 500 RM.

Die Heraufsetzung des Preises hatte offenbar damit zu tun, dass die Besitzer einen nicht genannten Stuttgarter Museumsdirektor um ein Urteil gebeten hatten (möglicherweise Heinz Braune, den Direktor der Staatsgalerie, oder Walther Veeck, Direktor des Schlossmuseums). Zudem drohten sich offenbar die Denkmalsämter in Stuttgart und Karlsruhe einzuschalten, so dass es Dauer an einem schnellen Abschluss des Geschäfts gelegen war. Möglicherweise ist dies der Grund, warum er „die Sache nicht in [s]einen Büchern haben“ wollte.[4]

Trotz dieser dubiosen Umstände spricht die Angabe, dass die Reliefs „aus einer Kirche“ zum Verkauf angeboten wurden, gegen einen NS-verfolgungsbedingten Entzug. Woher die abweichende Herkunftsangabe („aus einem Schloss“) im Inventar des Germanischen Nationalmuseums kommt, ist unklar. Es ließ sich nicht ermitteln, aus welcher Kirche, Schloss oder Schlosskapelle (?) die Reliefs stammen könnten. Im entsprechenden Band der Kunstdenkmale in Württemberg und bei Dehio ist kein Hinweis auf die Reliefs zu finden.[5]

 


[1] BWA München, NL Julius Böhler, F 43, Korrespondenz 1939, Schriftwechsel Dauer mit Böhler, 2.2.1939 („aus einer Kirche“), nicht datierte Karte [ca. 2./3.2.1939], 4.2.1939, 11.2.1939. – Registrar GNM, Inventarkarte zu Pl.O. 2780, Pl.O. 2781 („schwäb. Schloss in der Nähe von Heilbronn“).

[2] BWA München, NL Julius Böhler, F 43, Korrespondenz 1939, Schriftwechsel Dauer mit Böhler, 2.2.1939, nicht datierte Karte [ca. 2./3.2.1939], 4.2.1939, 11.2.1939, 13.2.1939, Geschäftsbücher (Kaufpreis 1.650 RM, davon Provision Dauer 500 RM). – ZI München, Fotoarchiv Julius Böhler, Fotomappe und Karteikarten zu Lagerbuchnr. 3951, 3952.

[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2780, Pl.O. 2781 (Kaufpreis 7.000 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 6765, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1939, Beleg Nr. 218/57, Rechnung Böhler, 17.10.1939, Quittung Böhler, 9.11.1939.

[4] BWA München, NL Julius Böhler, F 43, Korrespondenz 1939, Schriftwechsel Dauer mit Böhler, 11.2.1939, 13.2.1939.

[5] Eduard Paulus: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg, Bd. 1: Neckarkreis. Stuttgart 1889. – Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bd. 3: Süddeutschland, 1. Aufl. 1908, 3. Aufl. 1925. Berlin 1908/1925.

Bearbeitung
AE (Text und Recherche)
TS (Recherche)