Oberschwäbisch, Urkundenkästchen, 14. Jh. (HG 9143)

Oberschwäbisch, Urkundenkästchen, 14. Jh. (HG 9143)
Inv.Nr.
HG 9143
Fremd-Inv.Nr.
KG 554
Zugangsregisternr.
ZR 1936/84
Alternativer Titel
Minnekästchen aus Birnbaumholz
Material
Birnbaumholz, beschnitzt und teilweise farbig bemalt
Maße
Höhe 9,6 cm
Breite 9,8 cm
Länge 31 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
vor 1881Kloster Heiligkreuztal, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
zwischen vor 1881 und spätestens 1881 bis mindestens 1928Verbleib unbekannt
spätestens 1881 bis mindestens 1928Hans Christoph von Freyberg-Eisenberg, Allmendingen bei Ulm, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [2]
zwischen spätestens 1881 bis mindestens 1928 und 22.10.1936Verbleib unbekannt
22.10.1936Germanisches Nationalmuseum, erworben im Tausch von Löffler (Kunsthandlung Karl Löffler)[3]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Das Urkundenkästchen wurde im Oktober 1936 beim Stuttgarter Kunsthändler Karl Löffler gegen – wie es in Unterlagen des Museums heißt – „Tausch entbehrlicher, mittelmässiger mittelalterlicher Plastiken“ erworben.[4] Aus der Literatur geht hervor, dass es aus dem schwäbischen Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal stammt und sich seit dem späten 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Freyberg-Eisenberg in Allmendingen bei Ulm befand. Wohl 1881 war es in einer Ausstellung zu sehen gewesen, die in Ehingen zur Feier der Jahresversammlung des (Württembergischen?) Altertumsvereins veranstaltet worden war.[5] 1928 hatte der spätere Direktor des Germanischen Nationalmuseums Heinrich Kohlhaußen es in seiner Monographie zu mittelalterlichen Minnekästchen publiziert.

Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund hatte sich das Museum im Vorfeld der Erwerbung an Kohlhaußen gewandt, der damals noch Direktor in Breslau war, dessen Direktorat in Nürnberg sich aber schon abzeichnete, und um seine Einschätzung zu dem Kästchen gebeten, das dem Museum von Löffler für 2.500 RM angeboten worden war. Der erste Eindruck der Kuratoren war, dass „das ziemlich roh gearbeitete Kästchen gegenüber den bereits vorhandenen Arbeiten abfällt.“

Demgegenüber riet Kohlhaußen dem Museum jedoch zum Erwerb: Er sei selbst schon von einem gewissen „Josten“ – über dessen Identität nichts bekannt ist – um Preisangabe gebeten worden und „habe ihm die Summe von 800,- RM genannt, da ich glaubte, er würde es unter der Hand kaufen können. Ich persönlich kenne dieses Stück leider auch nur mittelbar, da es damals nicht zugänglich war. An und für sich könnte das Germanische Museum sehr gut einige Minnekästchen gebrauchen, da diese Gruppe ja dort äußerst mangelhaft vertreten ist und doch zu dem Wesentlichen der deutschen Profankultur des Mittelalters gehört […]. Wenn Sie mich allerdings um meine Meinung fragen, so würde ich bei der dank Zimmermanns Käufen stattlichen Fülle von Bildern des 18. Jahrh. und der Unvollständigkeit der hochmittelalterlichen kunsthandwerklichen Bestände lieber dieses wenn auch grobe Kästchen für 2000,- RM kaufen als ein paar Durchschnittsbilder von Tischbein für den annähernd gleichen Preis.“



[1] Heinrich Kohlhaußen: Minnekästchen im Mittelalter. Berlin 1928, S. 71–72, Kat.Nr. 18, Taf. 18. – […] Klemm: Heraldische Forschungen. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 4, 1881, S. 39–41.

[2] Wie Anm. 1.

[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9143 (eingetauscht gegen KG 554 und Christopherusfigur o.Nr.). – HA GNM, GNM-Akten K 130, Ankaufsakten 1936/37, Schriftwechsel Wenke, kommiss. Leiter GNM, mit Kohlhaußen, Breslau, 28.10.1936 (zu Nr. 6214), 30.10.1936 (Nr. 6331), 2.11.1936 (zu Nr. 6331). – Laut Kohlhaußen betrug der Wert der Tauschobjekte 805 RM, s. HA GNM, GNM-Akten K 142, Anfragen 1937, Schriftwechsel Schlossmuseum Stuttgart mit Kohlhaußen, GNM, 23.6.1937 (Nr. 3295).

[4] HA GNM, K 130, Wenke, kommiss. Leiter GNM, an Kohlhaußen, 2.11.1936 (zu Nr. 6331). – Eingetauscht wurden die Reliquienbüste KG 554 und eine nicht inventarisierte Christopherusfigur (abgebildet bei Hubert Wilm, Die gotische Holzfigur. Ihr Wesen und ihre Entstehung. Leipzig 1929, Abb. 147).

[5] […] Klemm: Heraldische Forschungen. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 4, 1881, S. 39–41.

Bearbeitung
AE