süddeutsch, Bäuerin mit zwei Hühnern, 1. Hälfte 17. Jh. (Pl.O. 2791)
Datum | Provenienz |
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spätestens 1940 | "kleine österreichische Privatsammlung", erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
zwischen spätestens 1940 und 24.–26.10.1940 | Verbleib unbekannt |
24.–26.10.1940 | Dorotheum, Wien, Los-Nr. 162 (unverkauft) [2] |
zwischen 24.–26.10.1940 und spätestens 19.02.1941 | Verbleib unbekannt |
spätestens 19.02.1941 | Pichler (Gabriel Pichler & Söhne Antiquitäten), Wien, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [3] |
19.02.1941 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Pichler (Gabriel Pichler & Söhne Antiquitäten)[4] |
Die Durchsicht von Wiener Auktionskatalogen erbrachte, dass die vier Figuren in der Dorotheums-Versteigerung vom 24. bis 26. Oktober 1940 unter Los-Nr. 147 und 162 angeboten wurden. Die Schätzpreise lagen bei 200 RM (Los-Nr. 147; Pl.O. 2788/2789) bzw. 60 RM (Los-Nr. 162; Pl.O. 2790/2791). Die Einlieferer sind im Auktionskatalog nicht angegeben, so dass nicht bekannt ist, ob die beiden Paare tatsächlich von demselben Vorbesitzer stammen. Auch konnte nicht geklärt werden, ob die Losnummern in der Auktion verkauft wurden beziehungweise welche Zuschlagspreise sie gegebenenfalls erhielten.
In der Dorotheums-Auktion wurden verschiedene beschlagnahmte jüdische Kunstsammlungen veräußert, unter anderem die Sammlung Victor Blum sowie die Sammlung Elkan und Abraham Silbermann.[5] Ob die Figuren aus einer dieser Sammlungen stammen, konnte nicht nachgewiesen werden. Wie ein 1938 erstelltes Verzeichnis der Sammlung Blum zeigt, lag deren Schwerpunkt auf Holzskulptur. Unter anderem ist ein Posten „diverse kleine Schnitzfigürchen, Kleinbronzen und Nippes“ aufgeführt.[6] Die Sammlung Silbermann wurde in mehreren Auktionen im Dorotheum 1938 und 1940 veräußert,[7] so dass die Möglichkeit bestand, dass zurückgegangene Objekte in der Versteigerung vom 24. bis 26. Oktober 1940 ein zweites Mal verauktioniert wurden. Diese Vermutung hat sich nicht bestätigt, in keiner der Silbermann-Versteigerungen befanden sich die vier Bauernskulpturen.
Eine Herkunft insbesondere aus der Sammlung Blum oder anderem beschlagnahmtem Eigentum kann nicht ausgeschlossen werden, zumal die große Differenz zwischen den Schätzpreisen in der Auktion und den Ankaufspreisen des Museums eine Versteigerung unter Wert vermuten lässt.
[1] Lt. Vermerk im Inventarbuch (Registrar GNM), Eintrag zu Pl.O. 2788, Pl.O. 2789. – S. auch Jahresbericht des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, Bd. 87 [für 1940]. Nürnberg 1941, S. 54–59.
[2] Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle, Graphiken, Handzeichnungen, Miniaturen, Skulpturen, Kunstmöbel, Uhren, Luster, Bildteppiche, Stickereien, Arbeiten in Gold, Silber und Bronze, Glas, Porzellan und Fayence, Ausgrabungen (Katalog Nr. 461). Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 24.–26. Oktober 1940, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1940_10_24/0020 [30.11.2015], Los-Nr. 162 (Schätzpreis zus. 60 RM): „Zwei holzgeschnitzte Figürchen, tanzendes Bauernpaar, vollplastisch, in Originalfarbenfassung. Alpenländische Volkskunst, 18. Jahrhundert. Höhe 32 cm.“ – Die Angabe "unverkauft" erscheint aufgrund eines technischen Problems fälschlich in der Tabelle; tatsächlich ist nicht bekannt, ob das Objekt auf der Auktion verkauft wurde oder nicht.
[3] HA GNM, GNM-Akten K 3326, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1940/41, Beleg Nr. 220/41, Rechnung Pichler, 19.2.1941.
[4] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2790, Pl.O. 2791 (Kaufpreis zus. 1.100 RM). – HA GNM,GNM-Akten K 133, Ankaufsakten 1940/41, Kohlhaußen, GNM an Gabriel Pichler, 22.2.1941 (Nr. 541); GNM-Akten K 3326, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1940/41, Beleg Nr. 220/41, Rechnung Pichler, 19.2.1941, Quittung Pichler, 27.2.1941, Beleg Nr. 221/42, Zahlungsanweisung an und Kontoauszug Bayr. Staatsbank, 22.2.1941, 25.2.1941.
[5]Für die Recherchen im Archiv des BDA und den Hinweis auf die Sammlungen Blum und Silbermann danke ich Anneliese Schallmeiner, Kommission für Provenienzforschung beim BKA p.A. Bundesdenkmalamt Wien, Email vom 13.4.2015.
[6]Sophie Lillie: Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien 2003, S. 210–215, hier S. 214. – S. zu Blum auch Archiv des BDA Wien, K 31-1 PM Blum, Viktor.
[7] Versteigerung der Wohnungseinrichtung Wien I, Fichtegasse 5/II, Telephon R-26-2-83: Bilder, Mobiliar, darunter antike Stücke, Klavier, Perserteppiche, große Auswahl von Silber, darunter altes Silber, Porzellan, Glas, Luster, Kunstgewerbe, Bücher. Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 7.–8. Juli 1938, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1938_07_07 [17.07.2018]. – Versteigerung von Gemälden alter und neuerer Meister, Skulpturen, Antiquitäten, Ostasiatika, Büroeinrichtungsgegenständen, Kassen und Vervielfältigungsapparaten, antiken und Stilrahmen, Perserteppichen: in den Räumen der ehemaligen Galerie E. und U. Silberman, Wien, I., Seilerstätte 16. Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 31. Mai 1940, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1940_05_31 [17.07.2018]. – S. dazu Sophie Lillie: Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien 2003, S. 1202–1213.