Augsburg (?), Wagenuhr zum Aufhängen, Ende 16. Jh. (WI 1847)
Datum | Provenienz |
---|---|
spätestens 1938 | Adolph List, Leipzig, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
1938 | Clara Helene List, Leipzig, erworben im Erbgang von Adolph List, Leipzig [2] |
28.-30. März 1939 | Germanisches Nationalmuseum, erworben auf der Auktion Lange (Kunstauktionshaus Hans W. Lange), Berlin, Los-Nr. 138, eingeliefert von Clara Helene List[3] |
12.04.1939 | Germanisches Nationalmuseum, erworben von Germanisches Nationalmuseum[4] |
Die Wagenuhr wurde im März 1939 auf der Versteigerung der Sammlung des Unternehmers Adolph List (1861–1938) bei Hans W. Lange erworben. Die Herkunft aus der Sammlung List ist auch im Inventar vermerkt.
Die Uhr wurde unter Losnummer 138 laut der dem Auktionskatalog beiliegenden Preisliste für einen Schätzpreis von 500 RM angeboten. Der Zuschlagpreis lag, wie aus der Rechnung Langes an das Museum ersichtlich ist, bei 780 RM, zzgl. einem 15-prozentigen Aufgeld von 117 RM.
Die Sammlung von Adolph List wurde nach seinem Tod in zwei Auktionen bei Hans W. Lange von seiner Witwe Clara Helene List (1868–1956) versteigert. Die zweite Versteigerung fand vom 25. bis 27. Januar 1940 statt.[5] Vermutlich ist die Kleopatrastatuette Pl.O. 2806, die das Germanische Nationalmuseum 1941 beim Berliner Kunsthändler Ferdinand Knapp erwarb, identisch mit einem Objekt aus der Sammlung List, das in dieser zweiten Auktion versteigert wurde.
Adolph List war aufgrund seiner jüdischen Abstammung in der NS-Zeit antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, in deren Folge er unter dem Druck der Betriebsleitung 1937 aus dem Aufsichtsrat der von ihm Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Saccharinfabrik Fahlberg, List & Co. KG zurücktrat.[6]
Mehrere Museen – das Bayerische Nationalmuseum München, das Focke Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf – sind in vergleichbaren Fällen zu dem Ergebnis gekommen, dass „keine Ansprüche auf Herausgabe oder Zahlung“ bestehen. So gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass Clara Helene List über die Verkaufserlöse nicht hätte frei verfügen können, ebenso hätten keine Umstände festgestellt werden können, „die mit einer NS-Verfolgung von Clara Helene List und ihrer Familie nach dem Ausscheiden Adolph Lists aus dem Aufsichtsrat der Fahlberg-List AG im Jahr 1937 in Folge einer gegen ihn gerichteten antisemitischen Kampagne in Zusammenhang stehen, und die Clara Helene List dazu gezwungen hätten, die Sammlung zu veräußern.“[7]
[1] Adolph List verstarb 1938.
[2] S. dazu https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_Forschungsfoerderung/Projekt/Focke-Museum-Landesmuseum-fuer-Kunst-und-Kulturgeschichte-Bremen/Projekt1.html [30.08.2018].
[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu WI 1847 (Kaufpreis 897 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 3226, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1938, Beleg Nr. 375, Rechnungen Lange, 28./30.3.1939, 14.4.1939 (Porto und Verpackung). – Die Sammlung List, Magdeburg: europäisches Kunstgewerbe des 13. bis 18. Jahrhunderts. Aukt.Kat. Hans W. Lange, Berlin, 28.–30. März 1939, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1939_03_28/0037, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1939_03_28/0153 [30.6.2015], Los-Nr. 138, Taf. 17: „Wagenuhr (zum Aufhängen), in Kugelform, Gelbguß vergoldet. Im niedrigen Fuß des Unterteils silbernes Zifferblatt, die Wandung beider Teile durchbrochen mit Rollwerk und rot unterlegt. Oben Bügelgriff. Schlüssel Eisen geschnitten. Ganz intakt und ungebraucht. Dazu das alte Gehäuse aus braunem Maserholz gedrechselt. H. 21 cm, Durchm. 13,5 cm. Deutsch, Ende 16. Jahrh.“.
[4] Der Eintrag ins Zugangsregister erfolgte am 12.4.1939.
[5] Sammlung List, Magdeburg, II. Teil, Chinasammlung Prof. Wegener, Berlin, verschiedener Kunstbesitz: Gemälde alter und neuerer Meister, Möbel, Silber, Porzellan […]. Aukt.Kat. Hans W. Lange, Berlin, 25.–27. Januar 1940, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1940_01_25 [30.6.2015].
[6] S. zu Adolf List und der Versteigerung seiner Sammlung https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_Forschungsfoerderung/Projekt/Focke-Museum-Landesmuseum-fuer-Kunst-und-Kulturgeschichte-Bremen/Projekt1.html [30.08.2018]. Für freundliche Auskünfte zur Versteigerung der Sammlung List danke ich Sven Pabstmann, Halle, Email vom 12.1.2016.
[7] Alfred Grimm (Hrsg.): Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern, Tätigkeitsbericht 2015/2016, S. 46, URL: https://provenienzforschungsverbund-bayern.de/de/home [30.08.2018]. – Der Abschlussbericht des Projekts am Focke-Museum (Sven Pabstmann) liegt dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste vor und konnte von der Verf.in eingesehen werden.