Rauenstein, Rasierschüssel, um 1775 (Ke 541)

Rauenstein, Rasierschüssel, um 1775 (Ke 541)
Inv.Nr.
Ke 541
Inv.Nr. (alt)
HG 9340
Zugangsregisternr.
ZR 1939/77
Alternativer Titel
Schale
Rasierbecken
Künstler (frühere Zuschreibung)
Gotha
Material
Rauensteiner Porzellan, bunte Muffelmalerei
Maße
Höhe 7 cm
Breite 24 cm
Tiefe 18,5 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kleiner runder roter Aufkleber; mgl.weise Reste einer Beschriftung; eisenrote Marke R, Malermarke K
DatumProvenienz
18.09.1939Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Göhringer (Mathias Göhringer Antiquitäten)[1]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.


Die Rasierschüssel, die im Fond ein Wappen trägt, wurde im September 1939 von Museumsdirektor Heinrich Kohlhaußen persönlich beim Freiburger Kunsthändler Mathias Göhringer für 70 RM erworben. Der Ankauf erfolgte zusammen mit einem Teller aus Warschauer Fayence von 1775 für 225 RM (Ke 792).

Beide Objekte konnten nicht im zeitgenössischen Kunsthandel nachgewiesen werden. Sie lassen sich insbesondere nicht in Erwerbungen Göhringers nachweisen, die aus verschiedenen Quellen erschlossen werden können: So erwarb Göhringer 1937 Objekte aus den Warenbeständen des Münchner Kunsthändlers Siegfried Lämmle, nachdem dieser sein Geschäft schließen musste.[2] Auch erscheint Göhringer als Käufer in drei Auktionen bei Julius Böhler, München (Auktion Slg. Margarete Oppenheim, 18. bis 20. Mai 1936; Auktion Slg. Theodor Stroefer, 28. Oktober 1937; Auktion Slg. Georg Schuster, 17./18. März 1938).[3] Weder unter den von Göhringer erworbenen Lämmle-Objekten, die in einer Liste in der genannten OFD-Akte des Staatsarchivs erfasst sind, noch in den Katalogen der drei genannten Böhler-Auktionen sind die Objekte nachweisbar. Auch eine Durchsicht der Keramik-Fotos aus den Beständen der Kunsthandlung Böhler, die im Zentralinstitut für Kunstgeschichte München aufbewahrt werden, erbrachte keinen Hinweis. Ebenso erscheinen die beiden Objekte nicht in den Versteigerungen des Lämmle-Warenbestands bei Weinmüller, 2. bis 4. Dezember 1937, 28./29. Juni 1938.[4]

Wie aus den Einträgen im Zugangsbuch und Inventar hervorgeht, wurde Ke 541 beim Ankauf zunächst nach Gotha verortet. Auch unter dieser Herkunft ließ sich kein Objekt im Kunsthandel ermitteln; ebenso nicht unter Rauenstein.

Göhringer ist bis 1941 als Kunsthändler nachweisbar, im selben Jahr wählte er den Freitod. Es ließen sich keine Hinweise auf Verfolgung finden. Ein verfolgungsbedingter Entzug lässt sich dennoch nicht mit Sicherheit ausschließen.

1940 erwarb das GNM bei Göhringer außerdem BA 1622 bis 1624 (ZR 1940/43). Sie wurden nicht im Projekt untersucht.

 


[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Ke 541, HG 9340 (Kaufpreis 70 RM). – HA GNM, K 132, Ankaufsakten 1939, Schriftwechsel Göhringer mit Kohlhaußen, GNM, 21./22.8.1939 (Nr. 3943), 11.9.1939 (Nr. 4159), 13.9.1939 (Nr. 4159, rückseitig), 15.9.1939 (Nr. 4213); GNM-Akten K 6765, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1939, Beleg Nr. 147/45, Rechnung Göhringer, 15.9.1939.

[2] StAM, OFD 10366, Lämmle.

[3] GNM, DKA, NL Böhler, I-B 6, S. 33.

[4] Meike Hopp, München, danke ich für die Überlassung von Listen der bei Weinmüller versteigerten Lämmle-Objekte.

Bearbeitung
AE