Zeiller, Johann Jakob (1708-1783), Der hl. Benedikt in der Glorie, um 1748 (Gm 1320)

Zeiller, Johann Jakob (1708-1783), Der hl. Benedikt in der Glorie, um 1748 (Gm 1320)
Inv.Nr.
Gm 1320
Zugangsregisternr.
ZR 1934/24
Alternativer Titel
Entwurf zu dem Kuppelfresko der Münsterkirche zu Ettal
Material
Öl auf Leinwand; Ölskizze
Maße
Höhe 135 cm
Breite 199 cm
Sammlung
Malerei bis 1800 und Glasmalerei
Objektuntersuchung
Am oberen Keilrahmen ein rechteckiger Aufkleber mit abgeschnittenen Ecken (rotes Dekor), hs. „4748“. Eine Inschrift mit Bleistift ist nicht zu entziffern, enthalten sind eine „49“ sowie das Datum „25.4.1933“. Möglicherweise handelt es sich um einen Vermerk des italienischen Händlers. Nicht identifizierter runder Stempel.
DatumProvenienz
spätestens 05.01.1934 Caspari (Galerie Caspari) und Geißler-Stockmann (Emilie Geißler-Stockmann, Antiquitäten), München, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
23.04.1934Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Caspari (Galerie Caspari) und Geißler-Stockmann (Emilie Geißler-Stockmann, Antiquitäten)[2]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

[2]
Geißler-Stockmann besichtigte das „Barockbild“, das Annie Caspari aus Italien anbieten konnte; der Besitzer – wie aus dem späteren Schriftwechsel hervorgeht ein Mailänder Kunsthändler – verlangte 20.000 Lira, ungefähr 4.500 RM. Caspari würde demnach etwa 5.000 RM fordern, kündigte Geißler-Stockmann an.

Wegen der für den Ankauf nötigen Devisen war Geißler-Stockmann etwas zögerlich, da sie „nicht für dieses Bild meine Devisen, die mir für 1934 zustehen, ausgeben [möchte]“. Weiter heißt es: „Da soll nur dann Frau Caspari tüchtig sein u. bei den Behörden rumrennen. Die Juden sind nur heute so ängstlich u. getrauen sich gar nichts mehr zu unternehmen.“[3] Obwohl hier die für Juden einschränkenden Folgen der knapp einjährigen NS-Herrschaft deutlich zur Sprache kommen, deutet doch nichts darauf hin, dass Annie Caspari nicht mehr hätte unternehmerisch frei agieren können.

Zimmermann bot im Gegenteil an, das Germanische Nationalmuseum könne Spesen für Fracht usw., die Frau Caspari entstanden waren, „gesondert übernehmen“, dies ginge aber nur gegen „Unterlagen“ bzw. Belege. Zudem sollten die beiden Frauen versuchen, dem italienischen Vorbesitzer „Sachen aus ihren Beständen mit [zu] verrechnen“, d.h. zu tauschen. „Das“, schloss Zimmermann, „wäre doch die beste Lösung. Der Preis von 4000 M im Ganzen wird von meinen Assistenten überhaupt schon als viel zu hoch gehalten.“[4]

Nachdem Zimmermann das Bild erhalten hatte, teilt er Caspari mit, dass das Bild vermutlich von Zeiller und nicht von Zick stamme, wie wohl zuerst angenommen worden war, „was auch für den Preis von Bedeutung ist“. Zimmermann wollte dann „alles in allem 4000 RM“ zahlen. Wobei er der Meinung war: „Verkaufen tut der Mailänder Kunsthändler es überhaupt nie, wenn wir es ihm nicht abnehmen.“[5]

Am 1. Februar 1934 stellte Caspari die Rechnung über 20.000 Lire (4.413 RM) plus 10 Prozent Provision für Stockmann und sich selbst, insgesamt 4.854,30 RM. Wenige Tage später bat sie Zimmermann, den Ankauf des Barockbildes zu bestätigen, damit ihr die Zollausgleichssteuer zurückerstattet werden kann. Zudem werde die Devisenbeschaffung leichter.[6] Telefonisch hatte Caspari Zimmermann zwischenzeitlich informiert, dass sie und Stockmann die nötigen Devisen je zur Hälfte aufbringen wollten.[7]

 

Der Schriftwechsel erweckt an keiner Stelle den Anschein, dass Annie Caspari als jüdische Händlerin in ihrem Handeln eingeschränkt gewesen wäre. Das Geschäft einer Weitervermittlung eines Stücks aus dem Mailänder Handel wickelte sie zusammen mit Emilie Stockmann – wohl wegen deren Kontakt zu Zimmermann – ab, und Zimmermanns gelang es ungewöhnlicherweise nicht, den Preis in irgendeiner Weise zu drücken. Allerdings schrieb er: „Wenn wir in diesem Jahre nicht gerade die Barockabteilung eröffnen würden, hätte ich es auch zurückgehen lassen; so muss man in den sauren Apfel beissen.“[8]

 


[1] HA GNM, GNM-Akten K 125, Geißler-Stockmann an Zimmermann, 8.1.1934 (Nr. 102). – Caspari lud zur Besichtigung HA GNM, GNM-Akten, K 125, Caspari an Zimmermann, 5.1.1934 (Nr. 116).

[2] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Gm 1320 (Kaufpreis 4854,50 RM).

[3] HA GNM, GNM-Akten K 125, Geißler-Stockmann an Zimmermann, 9.1.1934 (Nr. 154).

[4] HA GNM, GNM-Akten K 125, Zimmermann an Geißler-Stockmann, 10.1.1934 (Durchschlag).

[5] HA GNM, GNM-Akten K 125, Zimmermann an Caspari, 9.1.1934 (Durchschlag).

[6] HA GNM, GNM-Akten K 125, Caspari an Zimmermann, 1.2.1934 (Nr. 709) und 6.2.1934 (Nr. 817); GNM-Akten, K 3134, Quittung Caspari und Geißler-Stockmann, 15.2.1934 (Beleg 354).

[7] Davon berichtet HA GNM, GNM-Akten K 125, Zimmermann an Stockmann, 2.2.1934 (Durchschlag).

[8] HA GNM, GNM-Akten K 125, Zimmermann an Stockmann, 2.2.1934 (Durchschlag).

Bearbeitung
TS