Süddeutsch, Nürnberger Stangenglas, 1582 (Gl 222)
Datum | Provenienz |
---|---|
spätestens 1920 | Max Strauß, Wien, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
16.01.1922 | Unbekannte(r) Besitzer, erworben auf der Auktion Glückselig (Auktionshaus für Altertümer Glückselig GmbH), Wien, Los-Nr. 2, eingeliefert von Max Strauß[2] |
zwischen 16.01.1922 und spätestens 13.12.1938 | Verbleib unbekannt |
spätestens 13.12.1938 | Walther Bernt, München, wohl erhalten in Kommission von unbekannter österreichischer Vorbesitzer[3] |
22.12.1938 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Walther Bernt[4] |
Das Germanische Nationalmuseum erwarb das Stangenglas am 22. Dezember 1938 von Walther Bernt. Der Münchener Kunsthistoriker trat als Vermittler auf. In einem Schreiben an Kohlhaußen werden der Besitzer nicht namentlich genannt. Bernt teilte aber mit, er habe „über Provenienz, literarische Erwähnung und Vergleichsstücke“ in seinem vorigen Brief an Eberhard Lutze geschrieben.[5] Dieser Brief vom 13. Dezember ist zwar erhalten, den Namen des Vorbesitzers nannte Bernt aber nicht. Lediglich gibt er an, er habe an den „österreichischen Besitzer“ des Glases, der „es selbst aus der Sammlung Strauß noch vor der Auktion erworben hat, wegen Festsetzung eines Verkaufspreises geschrieben“.[6]
Bei dieser Sammlungsversteigerung handelt es um die „in allen Kunstkreisen bekannten und hochgeschätzten Sammlung“ Dr. Max Strauß, Wien[7], die das Auktionshaus für Altertümer Glückselig & Wärndorfer in Teilen 1922 versteigerte[8]. Den „größten Ruf“ soll sich neben den Gemälden Strauß‘ „Gläsersammlung erworben haben“.[9] Das Nürnberger Glas wurde als Nr. 2 „Stangenglas mit Emailmalerei“ angeboten, der Schätzpreis lag bei 240.000 Österreichischen Kronen. Im Auktionsbericht heißt es, ein „großer Teil von namhaften Kunstwerken verblieb in Wien; repräsentative Stücke deutscher Glas- und Porzellankunst wurden für Berlin, Dresden und Hamburg, Braunschweig und Mannheim erworben“. Auf der Auktion wurden insgesamt sehr gute Ergebnisse erzielt; das fragliche Glas wurde für 290.000 Österreichische Kronen zugeschlagen.[10] Bei den Preisen ist die hohe Inflation in Österreich in den zwanziger Jahren zu berücksichtigen. Ein Wertvergleich mit dem späteren Ankaufspreis ist daher und auch durch die Wertverluste nach der Weltwirtschaftskrise schwierig. An wen das Glas auf der Auktion ging, geht aus einem annotierten Katalog der Glückselig-Versteigerung hervor, der sich in der Bibliothek des Museums für angewandte Kunst, Wien, befindet. Darin ist der Zuschlagspreis sowie der Name „Berger“ notiert. Die Identität dieses Erwerbers konnte nicht geklärt werden.
Zu beachten ist zudem, dass die Veröffentlichung des Zuschlagspreises und die Notation im Katalog im Widerspruch zur Angabe Bernts stehen, der Vorbesitzer habe das Objekt bereits vor der Versteigerung erworben.
[1]Farbabbildung in Auktionshaus für Alterthümer Glückselig & Wärndorfer 1920. Kunstschätze der Sammlung Dr. Max Strauss in Wien. Wien 1920., Tafel 15 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1921/0058; http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1921/0059).
[2]Aukt.Kat. Auktionshaus für Altertümer Glückselig & Wärndorfer 1922, 16.–19. Jänner. Sammlung Dr. Max Strauss, Wien: Porzellan und deutsches Glas, Versteigerung 16.–19. Jänner 1922 (Band 1). Bearb. von Hermann Trenkwald. Wien 1922., S. 11, Nr. 2 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1922_01_16/0013) mit Angabe „Abbildung“ [nicht im Digitalisat] und Schätzpreisliste (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1922_01_16/0090). – Ein annotiertes Exemplar des Auktionskatalogs hält die Bibliothek des MAK Wien. Leonhard Weidinger, MAK Wien, danke ich für den Hinweis sowie für die Bereitstellung eines Digitalisats.
[3]HA GNM, GNM-Akten K 420, Bernt an Lutze, 13.12.1938 (Nr. 6180). – Entgegen Bernts Behauptung ist das Glas nicht erwähnt in: Fuchs 1937. Ludwig Fuchs: Die frühen Süddeutschen Wappenhumpen. In: Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst 12, 1938.1937, S. 219–232. Dort wir auf S. 230 ein anderes Nürnberger Glas behandelt.
[4]Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Gl 222 (Kaufpreis 1.350 RM).
[5]HA GNM, GNM-Akten K 131, Bernt an Kohlhaußen, 16.12.1938 (Nr. 6443).
[6]HA GNM, GNM-Akten K 420, Bernt an Lutze, 13.12.1938 (Nr. 6180). – Entgegen Bernts Behauptung ist das Glas nicht erwähnt in: Fuchs 1937. Ludwig Fuchs: Die frühen Süddeutschen Wappenhumpen. In: Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst 12, 1938.1937, S. 219–232. Dort wir auf S. 230 ein anderes Nürnberger Glas behandelt.
[7]Zitat: „Kunstauktionen–Wien“, in: Der Kunstwanderer 3/4, 1921/1922, S. 205 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwanderer1921_1922/0247). Das Glas war vorab abgebildet in Der Kunstwanderer 3.1921, S. 172 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwanderer1921_1922/0210).
[8]Farbabbildung in Auktionshaus für Alterthümer Glückselig & Wärndorfer 1920. Kunstschätze der Sammlung Dr. Max Strauss in Wien. Wien 1920., Tafel 15 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1921/0058; http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/glueckselig1921/0059).
[9]„Kunstauktionen–Wien“, in: Der Kunstwanderer 3.1921, S. 134 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwanderer1921/0164). Ebenfalls in Belvedere 1, 1922, S. 58.
[10]„194 800 000 Kronen für die Sammlung Strauß“, in: Der Kunstwanderer 4.1922, S. 233 (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstwanderer1922/0055).