Platzer, Johann Georg (1704-1761), Das Konzert, um 1750 (Gm 1329)

Platzer, Johann Georg (1704-1761), Das Konzert, um 1750 (Gm 1329)
Inv.Nr.
Gm 1329
Zugangsregisternr.
ZR 1934/35
Material
Öl auf Kupfer
Maße
Höhe 58 cm
Breite 84,4 cm
Rahmenhöhe 71 cm
Rahmenbreite 98 cm
Rahmentiefe 4,5 cm
Sammlung
Malerei bis 1800 und Glasmalerei
Objektuntersuchung
Auf der Rückseite finden sich mehrere Inventarnummer in schwarzer Farbe „1290“, „ГЭ 1333“ und „3484“. Der hs. Eintrag auf der Inv.-Karte mit Verweis auf Eremitage ist später hinzugefügt worden. Die auf Inv.-Karte angegebene Eremitage-Nummer „1290“ ist durch die Rückseitenautopsie bestätigt.
DatumProvenienz
nach 1764Eremitage St. Petersburg, erworben durch Schenkung von Katharina II. die Große[1]
spätestens 27.04.1934 Diemen (Galerie van Diemen & Co.), wohl erhalten in Kommission von Eremitage St. Petersburg[2]
01.06.1934Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Diemen (Galerie van Diemen & Co.)[3]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist rekonstruierbar und unbedenklich.

Von der Galerie van Diemen & Co., Berlin, die zum Margraf-Konzern gehörte, erwarb das GNM am 1. Juni 1934 „Das Konzert“ von Johann Georg Platzer, Öl auf Kupfer, H. 58 cm, B. 84 cm. Dem Museum angeboten hatte es am 27. April 1934 Eduard Plietzsch, der als „Leiter“ der Galerie van Diemen & Co. G.m.b.H. fungierte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Gemälde jedoch nicht im Bestand der Galerie van Diemen & Co., sondern noch in der Eremitage, wie Plietzsch schrieb: „Das Bild ist zur Zeit noch in Petersberg und eine Ansichtssendung nicht möglich, doch kann ich es Ihnen sofort beschaffen und zwar freibleibend zum Preis von M 2500.“[3] Das Gemälde war bereits von Katharina II. für die Gemäldegalerie in St. Petersburg erworben worden. Plietzsch, der schon seit 1919 für van Diemen & Co. arbeitete, verfügte über gute Kontakte in die Sowjetunion, seitdem russische Avantgardekunst in den zwanziger Jahren in der Galerie ausgestellt worden war.[4]

Zimmermann fragte nach, ob sich der Preis „nicht noch drücken“ ließe, er käme ihm „ungeheuer hoch“ vor.[5] Plietzsch versicherte, es handele sich um „eine der allerschönsten und wichtigsten Arbeiten des Meisters“ und wenn Zimmermann ihm die „feste Offerte von M 2300“ mache, könne er „das Bild sofort beschaffen“.[6] Nachdem Zimmermann der Summe bestätigte, stellte Plietzsch am 5. Mai in Aussicht, dass Bild werde „in etwa 3 Wochen in Berlin eintreffen“. Am 16. Mai befand sich das Gemälde in der Galerie; am 23. Mai bestätigt Hauptkonservator Heerwagen den Empfang für das GNM.[7]

Zimmermann kündigte am 5. Juni an, den „Betrag 2300 RM für das von Ihnen erworbene Gemälde von Platzer Ihrem Konto bei dem Bankhaus Jacquier & Securius in Berlin C. 2 zu überweisen“ und bat nach Eingang der Zahlung um Rücksendung der Quittung.[8] Da keine andere Kontonummer angegeben ist, dürfte die Überweisung an das im Briefkopf sämtlicher Schreiben genannte Konto „Postscheck-Einzahlungen: Berlin No. 25779“ der van Diemen & Co. G.m.b.H. bei Jacquier & Securius gegangen sein.

Nach dem Stand der Recherchen gehörte das Platzer-Gemälde nicht zum eigentlichen Bestand der Galerie van Diemen & Co. Eduard Plietzsch hatte als Geschäftsführer der Galerie seine Kontakte in die Sowjetunion genutzt, um das Gemälde direkt aus der staatlichen Eremitage ans GNM zu vermitteln bzw. weiterzuverkaufen. Dies war vor dem Hintergrund der seit den zwanziger Jahren in großem Stil erfolgten sowjetischen Kulturgutverkäufe gegen Devisen möglich.[9] Abgewickelt wurde das Geschäft offiziell unter Briefkopf und über ein Konto der Firma van Diemen & Co. So ist davon auszugehen, dass das Gemälde zwischenzeitlich formal dem Margraf-Konzern gehörte. Die Preis, den das GNM an van Diemen & Co. zahlte, scheint angemessen gewesen zu sein. Obwohl es Direktor Zimmermann gelang, den Preis von den ursprünglich geforderten 2.500 RM um 200 RM zu drücken, war die Erwerbung teurer als andere Werke von Platzer zu dieser Zeit. Dem Ankauf des GNM zeitlich am nächsten liegt eine Versteigerung einer etwas kleineren Darstellung „Der Tanz der Salome“ (47 x 64 cm), das für 550 verkauft wurde.[10] 1935 wurde in Frankfurt eine recht kleine Darstellung einer Opferszene für lediglich 150 RM zugeschlagen.[11] In Österreich kamen einige Werke Platzers zum Verkauf: 1932 wurden zwei kleinere Werke (40 x 59 cm) mit mythologischen Themen auf je 3500 ö. Sch. geschätzt. [12] Eine Darstellung des Jungbrunnens (40 x 60 cm) sollte im gleichen Jahr 3000 ö. Sch. bringen.[13] Am 15. Juni 1932 lag der Kurs von 100 Schilling bei 51,95 RM[14], d.h. die Gemälde waren auf circa 1818,25 RM bzw. 1558,5 RM geschätzt.

 


[1] Elena Solomakha: The Destruction of the Hermitage. In: Natalja Semenova (Hrsg.): Selling Russia’s Treasures. The Soviet Trade in Nationalized Art 1917–1938. New York 2013, S. 128–223, S. 196–197 (m. Abb.).

[2] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Gm 1329 (Kaufpreis 2.300 RM).

[3] HA GNM, GNM-Akten K 126, Plietzsch an Zimmermann, 27.4.1934 (Nr. 2529).

[4] Laura Meier-Ewert: Eduard Plietzsch. In: Christine Fischer-Defoy (Hrsg.): Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin. Berlin 2011, S. 87–92.

[5] HA GNM, GNM-Akten K 126, Zimmermann an Plietzsch, 30.4.1934.

[6] HA GNM, GNM-Akten K 126, Plietzsch an Zimmermann, 2.5.1934 (Nr. 2638).

[7] HA GNM, GNM-Akten K 126, Plietzsch an Zimmermann, 16.5.1934 (Nr. 2951) und Heerwagen an van Diemen & Co., 23.5.1934 (Nr. 3072).

[8] HA GNM, GNM-Akten Kapsel 126, Zimmermann an Plietzsch, 5.6.1934 (Nr. 3365).

[9] Waltraud Bayer: Verkaufte Kultur. Die sowjetischen Kunst- und Antiquitätenexporte 1919-1938. Frankfurt am Main 2001.

[10] Gemälde alter und neuer Meister, Plastik des 15. Jahrhunderts, antike Möbel und Beleuchtungen, Aubusson- und China-Teppiche. Auktionshaus Internationales Kunst- und Auktionshaus , 24. Januar 1934, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/internat_kunst_auktionshaus1934_01_24/0010 [04.06.2015], S. 8, Nr. 72.

[11] Die Kunstbestände eines rheinischen Fürstensitzes: Gemäldesammlung M. H.. Aukt.Kat. Kunsthaus Heinrich Hahn 1935, 20./21. Februar 1935, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hahn1935_02_20/0025 [06.04.2015], S. 6, Nr. 61.

[12] Freiwillige Versteigerung der Kunstsammlung und der Wohnungseinrichtung aus dem Besitze von M. u. F. Wolf, Wien, III., Prinz-Eugen-Straße 13: Entrée und Halle, Salon, Musiksalon, Speisesaal, kleiner Salon, Herren- Schlafzimmer usw. Aukt.Kat. Albert Kende 1932, 7./8. Juni, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kende1932_06_07/0001 [06.04.2015], S. 13, Nr. 75.

[13] Wiener und auswärtiger Privatbesitz: Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle, und Miniaturen ; Antiquitäten ; Porzellan, Glas, antikes und neueres Silber, Bronzen, Fayencen, Elfenbein, Dosen, Uhren, Ringe, Kunstmobiliar, Perserteppiche, Textilien, ostasiatische Kunst usw. Aukt.Kat. Albert Kende 1931, 21./23. Juni, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kende1932_06_07/0001 [06.04.2015], S. 35, Nr. 253.

[14] Finanz- und Handelsblatt der Vossischen Zeitung v. 15.6.1932 (Beilage zu Nr. 286).

Bearbeitung
TS