Messinghämmerchen, 18. Jh. (HG 9258)

Messinghämmerchen, 18. Jh. (HG 9258)
Inv.Nr.
HG 9258
Zugangsregisternr.
ZR 1938/48
Material
Holz, gedrechselt, Messing
Maße
Länge 25,7 cm
Breite Kopf 6,5 cm
Durchmesser Holz oben 1,8 cm
Durmesser Holz unten (Griff) 2,4 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
11.07.1938Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Carl Reichart[1]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Der kleine Messinghammer mit Holzgriff wurde im Juli 1938 gemeinsam mit einer Schere aus Eisen (HG 9257) von Carl Reichart aus Neu-Ulm erworben. Im Juni hatte Reichart die – wie es in seinem Brief heißt – „ausgesuchten Sachen“ an das Museum gesandt. Von den sechs in einer Liste aufgeführten Objekten, die wohl ein Museumsmitarbeiter vor Ort ausgewählt hatte, wurden die beiden genannten erworben.

Reichart war mit Amelie Geiger (geb. 1884), der Tochter des Neu-Ulmer Kunstsammlers Friedrich Geiger (1840–1930) verheiratet. Geiger besaß neben einer umfangreichen Bibliothek eine wohl mehrere tausend Objekte umfassende Kunst- und Altertümersammlung, die zum Teil in das Ulmer beziehungsweise Neu-Ulmer Museen gelangte sowie zwischen 1929 und 1936 in mehreren Auktionen versteigert wurde.[2] Es ist bekannt, dass das Ehepaar Reichart darüber hinaus direkt Objekte aus der Sammlung Geiger an Museen verkaufte.[3] So bot etwa die Tochter Geigers 1941 dem Germanischen Nationalmuseum Objekte aus der „Altertumssammlung“ ihres Vaters an.[4]

Ob auch die Eisenschere und das Hämmerchen ursprünglich aus dem Besitz Geigers stammen, ließ sich nicht klären. 1935 wurde bei Hartmann in Stuttgart eine größere „Sammlung alter Werkzeuge, 16. bis Anfang 19. J.“ aus der Sammlung Geiger zur Versteigerung angeboten.[5] Geiger besaß zudem eine Sammlung von rund 1.500 Eisenobjekten, allerdings wohl vornehmlich der Gotik und Renaissance. Sie wurde 1907 in London ausgestellt. Im Ausstellungskatalog ist keines der beiden Objekte verzeichnet, doch enthält dieser nicht alle Exponate („A large collection of […] other articles are on view but have not been included in the descriptive catalogue.“).[6] Teile der Eisensammlung wurden 1924 von der Stadt Neu-Ulm für die Städtischen Sammlungen erworben.[7]

Der Schwiegersohn Reichart bot auch andernorts Metallobjekte zum Verkauf an, namentlich dem Stadtmuseum Düsseldorf eine „Eisensammlung“ von 2.700 Stücken sowie eine Lichtputzscherensammlung, eine Sammlung von Messingbeschlägen, Buchbeschlägen, Bestecken, Siegelstöcken und Spielkarten. Auch in diesem Fall machte er keine Angaben zur Provenienz.[8]



[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9258 (Kaufpreis 15 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 131, Ankaufsakten 1937–1939, Schriftwechsel Reichart mit Kohlhaußen, GNM, 27.6.1938 (Nr. 3279), 2.7.1938 (zu Nr. 3279), 3.7.1938 (Nr. 3328); GNM-Akten K 3226, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1938, Beleg Nr. 87, Rechnung Reichart, 3.7.1938.

[2] Zu Geiger und seiner Kunstsammlung s. StadtA Ulm, B 322/20 Nr. 5, Einzelerwerbungen des Museums Ulm aus der Kunstsammlung Geiger, 1909–1929; G 2, Geiger, Friedrich, Personendokumentation; NL H Geiger, Friedrich, Nr. 11, Korrespondenzen u. Notizen betr. Geigersche Sammlung von Kunst u. Altertum. – Edwin Scharff Museum Neu-Ulm, NL Friedrich Geiger. Für Auskünfte hierzu danke ich Larissa Ramscheid, Neu-Ulm, Email vom 21.10.2016. – Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm. Ostfildern 2010, S. 114–115 (mit weiterer Lit.). – Barbara Treu: Stadt Neu-Ulm 1869–1994. Neu-Ulm 1994, S. 548–549 (mit weiterer Lit.). Für Hinweise auf die Literatur danke ich Bettina Bodenberger, StadtA Neu-Ulm, Schreiben vom 27.5.2016. – An Auktionen ließen sich nachweisen: Gemälde, 16.–19. Jahrhundert, Sammlung Geiger Ulm, u. a. B.: Werke von Calvaert, Petter, Ihle, Hackert [...]; antike Möbel, Perser-Teppiche; China, Kunst und Kunstgewerbe, Arbeiten in Holz, Stein, Silber, Keramik. Internationales Kunst- und Auktions-Haus, Berlin, 9.–10. Dezember 1929, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/internat_kunst_auktionshaus1929_12_09 [05.09.2018]. – Bibliothek des Hauptmanns Friedrich Geiger, Neu-Ulm, und Beiträge aus anderem Besitz: Americana, Incunabeln, deutsche, englische, französische, italienische und spanische Literatur, Geographie, Reisen, Geschichte Schwabens usw., illustrierte Bücher des XV. bis XIX. Jahrhunderts, alte Medizin, Naturwissenschaften, Kunst. Aukt.Kat. Joseph Baer & Co., Buchhandlung und Antiquariat, Frankfurt a.M., 6. Oktober 1931, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/baer1931_10_06/0004 [05.09.2018]. – Alte Gemälde, Antiquitäten, Plastiken, Möbel: Sammlung des † Hauptmann a. D. Geiger, Neu-Ulm und aus Schwäb. Sammlerbesitz. Aukt.Kat. Kunsthandlung Paul Hartmann, Stuttgart, 18.–20. September 1935, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hartmann1935_09_18 [05.09.2018]. – Gemälde, Porzellan, Zinn, Broncen, Silber, Antiquitäten, Möbel, Orientteppiche: aus auswärtigem und aus Stuttgarter Privatbesitz (Katalog Nr. 71). Aukt.Kat. Kunsthandlung Paul Hartmann, Stuttgart, 20.–21. Februar 1936, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hartmann1936_02_20 [05.09.2018]. – In den genannten Quellen und Auktionskatalogen ließen sich die beiden Objekte des Germanischen Nationalmuseums nicht sicher nachweisen (s. dazu unten, Anm. 5).

[3] Für diesen und weitere Hinweise zu Geiger und seiner Sammlung danke ich Günther Kuss, Kassel.

[4] HA GNM, GNM-Akten K 133, Ankaufsakten 1940/41, Schriftwechsel Reichart-Geiger mit Kohlhaußen, GNM, 29.5.1941 (Nr. 1546), 4.6.1941 (zu Nr. 1546).

[5] Aukt.Kat. Hartmann, 1935, 18.–20. September (wie Anm. 2), Losnr. 516–706, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hartmann1935_09_18/0010 [04.11.2016].

[6] The Geiger collection. Catalogue of an exhibition of Gothic and Renaissance Germanic ironwork. Bearb. von Friedrich Geiger und A. Wallace Rimington. Ausst.Kat. The Fine Art Society, London. London 1907.

[7] Raberg 2010, S. 115 (wie Anm. 2). – Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm, NL Geiger.

[8] StadtA Düsseldorf, IV 3778 II a 40, Akten der Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf, Angebote und Ankäufe 1.11.1938 bis 31.1.1939, Schriftwechsel Reichart mit Kunstsammlungen Düsseldorf, 17.1.1939, 20.1.1939. Das Museum lehnte das Angebot ab.

Bearbeitung
AE