Werkstatt der Gießerfamilie Löffler (?), Mörser aus Bronze, 16. Jh. (HG 9480)
Datum | Provenienz |
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04.-06.07.1940 | Unbekannte(r) Besitzer, erworben auf der Auktion Dorotheum, Wien, Los-Nr. 421 [1] |
zwischen 04.-06.07.1940 und spätestens 28.09.1941 | Verbleib unbekannt |
spätestens 28.09.1941 | Knapp (Ferdinand Knapp Antiquitäten), Potsdamerstr. 40, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [2] |
17.10.1941 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Knapp (Ferdinand Knapp Antiquitäten)[3] |
Der Bronzemörser wurde am 17. Oktober 1941 beim Berliner Kunsthändler Ferdinand Knapp für 650 RM erworben, zusammen mit den beiden Plastiken der Sammlung Emma Budge Pl.O. 2804 und Pl.O. 2805, der Elfenbeinplastik Pl.O. 2806 aus der Sammlung List, dem Glaskrug HG 9481 aus der Sammlung Dosquet, der Buchsbaumgruppe Pl.O. 2807 sowie einem Irdenkrug (BA 1683). Auf eine Herkunft des Mörsers aus einer dieser Sammlungen fand sich kein Hinweis. In einem Schreiben vom 28. September 1941 an Heinrich Kohlhaußen erwähnt Knapp eine Rechnung „über persönlich getätigte Einkäufe“.[4] Vermutlich hatte der Museumsdirektor den Mörser also selbst bei Knapp in Berlin erworben.
Ein gutes Jahr vor Erwerb durch das Museum wurde der Mörser in der Dorotheums-Auktion vom 4. bis 6. Juli 1940 unter Losnummer 421 angeboten. Dass es sich um dasselbe Objekt handelt, belegen nicht nur die übereinstimmenden Maße (im Auktionskatalog: 24 cm), sondern vor allem die Abbildung des Objekts im Auktionskatalog: Wie das Museumsobjekt weist Losnummer 421 Delphinhenkel sowie das eingravierte Wappen mit dem Vogel auf sowie eine kleine Beschädigung im Fuß.
Der Mörser wurde in der Auktion auf 500 RM geschätzt, der Ausrufpreis lag bei 250 RM. Laut dem Preisbericht der Weltkunst erhielt er einen Zuschlag von 260 RM,[5] also deutlich unter dem Schätzpreis sowie unter dem Preis, den das Germanische Nationalmuseum an Knapp zahlte. Im Dorotheum und im Bundesdenkmalamt, Wien, liegen keine Unterlagen zur Auktion vor.[6] Es sind daher weder Einlieferer noch Käufer dieser Losnummer bekannt, so dass nicht nachzuvollziehen ist, ob möglicherweise Ferdinand Knapp den Mörser direkt auf der Auktion erwarb.
Aufgrund des Erwerbs bei Ferdinand Knapp, der nachweislich mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Objekten handelte und offenbar mindestens in einem Fall als Gutachter bei der Versteigerung jüdischen Besitzes tätig war, kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden.
[1] Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle, Graphik, Handzeichnungen, Miniaturen, Skulpturen, Bronzen, Metallarbeiten, Gold, Silber, Kunstmöbel, Uhren, Bildteppiche, Keramik, Perserteppiche: Versteigerung: 4., 5. und 6. Juli 1940 (Katalog Nr. 460). Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 4.–6. Juli 1940, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1940_07_04/0046, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1940_07_04/0104 [14.09.2016], Los-Nr. 421, Tafel 29: „Renaissance-Mörser aus hellem Bronzeguß, mit zwei stilisierten Delphinhenkeln. Reich profilierte Wandung mit gravierten Wappenkartuschen. Ausladender Mundrand. Höhe 24 cm. Deutsch, 16. Jahrhundert. (500.—) 250.“ (Schätzpreis 500 RM, Ausrufpreis 250 RM, Zuschlag 260 RM).
[2] HA GNM, GNM-Akten K 133, Erwerbungen 1940/41, Knapp an Kohlhaußen, GNM, 28.9.1941 (Nr. 2863).
[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9480 (Kaufpreis 650 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 133, Ankaufsakten 1940/41, Schriftwechsel Knapp mit Kohlhaußen, GNM, 28.9.1941 (Nr. 2863), 6.10.1941 (Nr. 2863, rückseitig), 17.10.1941 (Nr. 2993), 21.10.1941 (Nr. 3029); GNM-Akten K 3411, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1941, Beleg Nr. 212/78, Frachtbrief, 8.10.1941, Beleg Nr. 214/80, Rechnung Knapp, 28.9.1941, Quittung Knapp, 24.10.1941. Dem Brief vom 28.9.1941 liegen Fotografien weiterer Angebot Knapps bei, die das GNM jedoch nicht erwarb.
[4] HA GNM, GNM-Akten K 133, Erwerbungen 1940/41, Knapp an Kohlhaußen, GNM, 28.9.1941 (Nr. 2863).
[5] Weltkunst XIV, Nr. 32/33, 4.8.1940, S. 9, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weltkunst1940/0017 [14.09.2016].
[6] Freundliche Auskunft Anneliese Schallmeiner, BDA Wien, Email vom 31.8.2016 und Katja Zirnsack, Dorotheum, Wien, Email vom 11.1.2017. Auch bei Sophie Lillie: Was einmal war: Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien 2003, findet sich kein Hinweis zur Auktion. Im von Franz Kieslinger, Mitarbeiter des Dorotheums erstellten Gutachten der Sammlung Malvine Blitz von 1938 erscheint ein Bronzemörser, gotisch, 1510, RM 160, s. Lillie 2003, S. 191. Aufgrund der Datierung und der Einordnung als gotisch erscheint es unwahrscheinlich, dass es sich um HG 9480 handelt. Auch unter den Bronzemörsern der Sammlung Ernst und Gisela Pollack erscheint kein Objekt, das als HG 9480 identifiziert werden könnte, s. Lillie 2003, S. 860.