Reise- und Jagdnecessaire des Grafen Johann Friedrich von Hoensbroech, um 1800 (HG 9298)

Reise- und Jagdnecessaire des Grafen Johann Friedrich von Hoensbroech, um 1800 (HG 9298)
Inv.Nr.
HG 9298
Zugangsregisternr.
ZR 1938/95
Alternativer Titel
Reise- und Jagdkoffer für zwei Personen (mit Einsätzen und nahezu 200 Gegenständen)
Material
Birnbaumholz, furniert, rotes Wildleder (Koffer), u.a. Silber, teilweise vergoldet, Glas, Perlmutt (Gegenstände)
Maße
Höhe 28 cm
Breite 45 cm
Länge 71 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
29.11.1938Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Bornheims Kupferstichkabinett[1]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

Den Koffer erwarb das Germanische Nationalmuseum am 29. November 1938 von „Bornheim’s Kupferstich-Kabinett“, Köln. Die Rechnung führt einen „Originalkoffer von 1803 mit reichlichem Inhalt an Silbergegenständen“ auf.[2] Laut Inventarbucheintrag ist der Koffer für den „Grafen J. F. von Hoensbroech, Domherr zu Münster und Hildesheim und Propstes des Patroklistiftes zu Soest“, gefertigt worden.[3] Im Jahresbericht erklärte Direktor Kohlhaußen, der Erwerb des Jagdkoffers sei „[e]iner Stiftung des Ersten Vorsitzenden unseres Verwaltungsrates, des Herrn Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust“, zu verdanken.[4] Ein weiterer Beleg dafür steht noch aus.

Der Koffer und sein Inhalt sind für die „Reisebegleiter“-Ausstellung des GNM beschrieben worden. Der erste Besitzer und Auftraggeber für den Koffer wird ausführlich behandelt, der Vorbesitzer nur kurz erwähnt. Schürer geht davon aus, dass „Bornheim‘s Kupferstichkabinett“ von Walther Bornheim geleitet wurde, der 1936 nach der Emigration der Eigentümer die Münchener Kunsthandlung A.S. Drey übernahm.[5] Es ist jedoch nicht eindeutig, ob wirklich Walther Bornheim den familiären Betrieb nach dem Wechsel nach München noch selbst weiterführte. 1926 ist „Bornheim’s Kupferstich-Kabinett“ im Handbuch des Kunstmarktes und im Pantheon verzeichnet.[6] Spätestens nachdem Bornheim die Firma Drey in München übernommen hatte, scheint seine Schwester Helene Bornheim die Kunsthandlung im Kölner Elternhaus geführt zu haben.[7] Es ist aber zumindest davon auszugehen, dass Walter Bornheim weiter in die Tätigkeit des Kölner Geschäfts eingebunden war.



[1]Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9298 (Kaufpreis 2.200 RM).

[2]HA GNM, GNM-Akten K 3226, Rechnung, 28.11.1938 (Beleg Nr. 222), Kassenbuchseite 110.

[3]Registrar GNM, Inventarbuch zu HG 9298.

[4]Jahresbericht GNM 1938. Jahresbericht des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, Bd. 85 [für 1938]. Nürnberg 1939, S. 46–48, Zitat: S.47–48 (Kohlhaußen).

[5]Ralf Schürer: Das Reisenecessaire eines Domherrn. In: Reisebegleiter. Mehr als nur Gepäck. Bearb. von Claudia Selheim. Ausst.Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. Nürnberg 2010, S. 21–39, S. 21–22, Anm. 2.

[6]Max Osborn: Handbuch des Kunstmarktes. Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich. Berlin 1926, S. 563; Pantheon 1926, S. 185.

[7]NARA, Ardelia Hall Collection: Munich Administrative Records, 1945-1951, Art Dealers: Bernheimer-Zinckgraf, Walther Bornheim an Collecting Point, München, 14.6.1946, https://www.fold3.com/image/114/269882178 [20.8.2018].

Bearbeitung
TS