Erhart, Michel (um 1440/1445-nach 1522), Hl. Wolfgang, um 1475 (Pl.O. 2772)
Datum | Provenienz |
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spätestens 1936 | Adolf Posselt, Innsbruck, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
24.-26.05.1937 | Dorotheum, Wien, Los-Nr. 54, Versteigerung der Sammlung Adolf Posselt[2] |
zwischen 24.-26.05.1937 und spätestens 01.12.1938 | Verbleib unbekannt |
spätestens 01.12.1938 | Galerie Sanct Lucas, Wien, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [3] |
23.12.1938 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Galerie Sanct Lucas[4] |
Der Hl. Wolfgang wurde 1938 bei der Wiener Galerie St. Lucas angekauft. Museumsdirektor Heinrich Kohlhaußen war auf die Skulptur offenbar bei einem Besuch in Wien im Herbst 1938 aufmerksam geworden.[5]
Die Figur stammt aus der Sammlung des 1936 verstorbenen Innsbrucker Medizinprofessors Adolf Posselt, die nach seinem Tod im Mai 1937 im Dorotheum versteigert wurde.[6] Angesichts des verhältnismäßig kurzen Abstands zwischen der Dorotheums-Auktion im Mai 1937 und dem Erwerb durch das Museum im Dezember 1938 ist zu vermuten, dass die Galerie St. Lucas die Skulptur direkt auf der Dorotheums-Auktion 1937 ersteigert hat, zumal die Herkunft aus der Sammlung Posselt beim Verkauf an das Germanische Nationalmuseum auf der Rechnung vermerkt wurde. Unbekannt ist, seit wann sich die Figur im Besitz Posselts befand.
Die Skulptur ist auf einer vom Museum nach dem Krieg erstellten Liste erfasst, auf der auf Anweisung der amerikanischen Militärregierung „Eigentum, das aus von deutschen Streitkräften besetzten Gebieten verschleppt wurde“ seit dem Stichtag 31.12.1937 zur Vorbereitung von Restitutionen angegeben werden musste.[7] Die in Österreich erworbenen Objekte wurden jedoch durchgehend nicht restituiert.
[1] Adolf Posselt verstarb am 15.10.1936.
[2] Kunst-Sammlung Universitätsprofessor Dr. Adolf Posselt, Innsbruck und anderer Privatbesitz: Gemälde, Graphik, Glasmalereien, Skulpturen, Möbel, insbesondere der Gotik, Türen, Vertäfelungen, alte Bücher, altes und neues Kunstgewerbe (Katalog Nr. 446). Aukt.Kat. Dorotheum, Wien, 24.–26. Mai 1937, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1937_05_24/0012, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dorotheum1937_05_24/0061 [12.01.2016], Los-Nr. 54, Taf. XI: „Holzstatuette des hl. Wolfgang. Der Bischof trägt mit ausdrucksvoller Gebärde das Modell eines einfachen Kirchenbaues. Die alte Fassung, insbesondere das leuchtende Rot des Chormantels, ist schön erhalten. Tirol, unter dem Einfluß des Pacherschen Stiles. Die Figur ist vollrund. Um 1500. (1800.—) 900“. (Schätzpreis 1.800 österr. Schilling). Ein Preisbericht ist nicht erschienen. – Im Geschäftsnachlass des Dorotheums im Österreichischen Staatsarchiv, Wien, waren zur Auktion Posselt keine Unterlagen auffindbar. Ebenso nicht im Archiv des Dorotheums, freundliche Auskunft Katja Fischer (Zirnsack), Dorotheum, Wien, Email vom 9.12.2014.
[3] HA GNM, GNM-Akten K 131, Ankaufsakten 1937–1939, Galerie St. Lucas an Kohlhaußen, GNM, 1.12.1938 (Nr. 6056). – Auf Anfrage teilte die Galerie St. Lucas mit, keine Unterlagen zu dem Vorgang zu besitzen, freundliche Auskunft Barbara Büchse, Galerie St. Lucas, Email vom 19.6.2015.
[4] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2772 (Kaufpreis 1.600 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 131, Ankaufsakten 1937–1939, Schriftwechsel Galerie St. Lucas mit Kohlhaußen, GNM, 1.12.1938 (Nr. 6056), 5.12.1938 (Nr. 6056, rückseitig), 8.12.1938 (Nr. 6273), 17.12.1938 (Nr. 6273, rückseitig), 18.12.1938 (Nr. 6313); GNM-Akten K 132, Ankaufsakten 1939, Galerie St. Lucas an Kohlhaußen, GNM, 18.1.1939 (Nr. 261); GNM-Akten K 3226, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1938, Beleg Nr. 277, Rechnung Galerie St. Lucas, 19.12.1938, Quittung St. Lucas (Robert Herzig), 18.1.1939. – Auf der Skulptur befindet sich kein Ausfuhrstempel der österreichischen Behörden, im Archiv des BDA Wien waren keine Ausfuhrpapiere nachweisbar (Recherche TS).
[5] S. das Schreiben der Galerie St. Lucas an Kohlhaußen, GNM, („bezugnehmend auf Ihren Besuch“), HA GNM, GNM-Akten K 131, Ankaufsakten 1937–1939, 1.12.1938 (Nr. 6056).
[6] Zu Posselt s. Franz Huter: Professoren und Dozenten aus dem Lande Österreich ob der Enns an der Universität Innsbruck 1818–1918. In: Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 14, 1950, S. 465–475, hier S. 474. – Für Auskünfte zu Posselt danke ich Katja Fischer (Zirnsack), Dorotheum, Wien, Email vom 9.12.2014.
[7] HA GNM, GNM-Akten K 786.3, Aufstellung von Objekten, die vom Museum in den besetzten Gebieten erworben wurden, nicht datiert [vor 1.6.1946].