Meissen, Koppchen mit Unterschale, um 1720/25 (Ke 568)

Meissen, Koppchen mit Unterschale, um 1720/25 (Ke 568)
Inv.Nr.
Ke 568
Inv.Nr. (alt)
HG 9267
Zugangsregisternr.
ZR 1938/57
Material
Meißner Porzellan, gold bemalt
Maße
Höhe Koppchen 4,4 cm
Durchmesser Koppchen 7,6 cm
Höhe Untertasse 2 cm
Durchmesser Untertasse 12,5 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
Ein kleiner quadratischer Aufkleber mit der Nummer "47" in schwarzer Schreibmaschinenschrift.
DatumProvenienz
spätestens 1938Georg Adolf Remé, Hamburg, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
07.–09.04.1938Lange (Kunstauktionshaus Hans W. Lange), Berlin, Los-Nr. 661, Versteigerung der Sammlung Georg Adolf Remé[2]
zwischen 07.–09.04.1938 und 28.07.1938Verbleib unbekannt
28.07.1938Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Steinhauser (Kunsthandlung Ludwig Steinhauser)[3]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

Die zusammengehörigen drei Teile eines Meißner Services – Teekanne (Ke 567) sowie zwei Koppchen mit Unterschalen (Ke 568, Ke 568a) – tragen neben Chinoiserien in Gold das goldradierte Wappen der Nürnberger Familie Widmann. Laut Eintrag im Inventarbuch kommt als Besteller der 1743 verstorbene Arzt Johann Wilhelm Widmann in Frage.

Die drei Objekte befanden sich 1938 im Eigentum des Hamburger Notars Dr. Georg Adolf Remé, dessen Sammlung in diesem Jahr bei Hans W. Lange in Berlin unter dem Namen „Dr. R., Hamburg“ versteigert wurde. 

Zur Sammlung Remé fand 2014/2015 ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Forschungsprojekt am Museum für Hamburgische Geschichte statt, das ein dort verwahrtes Fotoalbum mit Fotografien von Sammlungsstücken Remés zum Inhalt hatte. Remé selbst gehörte nicht zu den Verfolgten des NS-Regimes, erwarb aber offenbar zahlreiche Objekte beim jüdischen Hamburger Kunsthändler Heinrich Bachrach.[4]

In dem erwähnten Fotoalbum war das Meißner Porzellanservice nicht nachweisbar. Auch ließ sich nicht klären, wann und wo Remé selbst die Serviceteile erworben hatte.

Gute vier Monate nach der Auktion der Sammlung Remé kaufte das Museum die Objekte bei dem Münchner Kunsthändler Ludwig Steinhauser an. In einem Schreiben von Juli 1938 berichtete Steinhauser, er habe die Teile in einer Auktion für 320 RM zzgl. 12 Prozent Aufgeld erworben. Zudem wolle er Pfeuffer eine Vergütung einräumen, obwohl er keine Provision verlangt habe. Gemeint ist vermutlich der Nürnberger Kunsthändler Bernhard Pfeuffer, der möglicherweise den Ankauf ans Museum vermittelte.

Dies wie auch der kurze Abstand zwischen Auktion und Erwerbsdatum des Museums legt die Vermutung nahe, dass Steinhauser die Objekte aus der Auktion erworben hatte und es keinen weiteren Zwischenbesitzer gab.


[1] Die Sammlung Remé wurde 1938 bei H.W. Lange, Berlin, unter dem Namen „Dr. R., Hamburg“ versteigert, s. https://www.hamburgmuseum.de/de/foerderer-partner/gefoerderte-projekte/provenienzforschung-zu-einem-fotoalbum-der-sammlung-reme.htm und die folgende Anmerkung.

[2] Antiquitäten-Sammlung Dr. R., Hamburg, Gemälde aus Sammlung E. L., Berlin, verschiedener Kunstbesitz. Gemälde alter und neuerer Meister, deutsche Holzplastik des 15. und 16. Jahrhunderts, Möbel, Gläser, Silber, Fayencen, Porzellan, Teppiche, Tapisserien, altägyptische Kunst. Versteigerung vom 7. bis 9. April 1938. Aukt.Kat. Hans W. Lange, Berlin, 7.–9. April 1938, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1938_04_07/0150, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1938_04_07/0291 [02.12.2015], Los-Nr. 661, Taf. 56: „Teekanne und zwei Koppchen mit Unterschalen. Chinesenszenen in radiertem Gold, an den Rändern Goldspitze und Wappen der Nürnberger Familie Widmann. Die Form der Kanne bauchig, mit gebogenem Henkel und einer plastischen Maske unten am vergoldeten Ausguß. Am Deckel und an einem Koppchen kleine Ausbesserung. Ohne Marke. H. der Kanne 11 cm; H. der Koppchen 4,5 cm; Durchm. Der Schalen 12,5 cm. Meißen, um 1720—1725.“

[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Ke 567, Ke 568, Ke 568a, HG 9267 (Kaufpreis 440 RM zus. für Ke 567, Ke 568, Ke 568a). – HA GNM, GNM-Akten K 131, Ankaufsakten 1937–1939, Schriftwechsel Steinhauser mit Kohlhaußen, GNM, 22.7.1938 (Nr. 4266), 28.7.1938 (zu Nr. 4266); GNM-Akten K 3226, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1938, Beleg Nr. 144, Rechnung Steinhauser, 21.8.1938.

[4] S. die Angaben zum Projekt auf der Homepage des Museums (Anm. 1) und auf der Homepage des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_Forschungsfoerderung/Projekt/Historische-Museen-Hamburg-Museum-fuer-Hamburgische-Geschichte/Projekt2.html?nn=100464 . Ich danke Wiebke Müller für freundliche Auskünfte zum Projekt, Email vom 1.4.2016.

Bearbeitung
AE