Glas mit Darstellung eines Schornsteinfegers, 1724 (HG 9721)

Glas mit Darstellung eines Schornsteinfegers, 1724 (HG 9721)
Inv.Nr.
HG 9721
Zugangsregisternr.
ZR 1943/27
Material
Glas, Emaillemalerei
Maße
Höhe 14,7 cm
Durchmesser oben 11,2 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
spätestens 1938Wilhelm Dosquet, Berlin, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
1938Antonie Dosquet, Berlin, erworben von Wilhelm Dosquet, Berlin [2]
19.–21.05.1941 Unbekannte(r) Besitzer, erworben auf der Auktion Lange (Kunstauktionshaus Hans W. Lange), Berlin, Los-Nr. 229, eingeliefert von Antonie Dosquet[3]
zwischen 19.–21.05.1941 und spätestens 21.01.1943Verbleib unbekannt
spätestens 21.01.1943Steinhauser (Kunsthandlung Ludwig Steinhauser), München, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [4]
22.01.1943Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Steinhauser (Kunsthandlung Ludwig Steinhauser)[5]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

Das GNM erwarb das Glas 1943 für 450 RM beim Münchner Kunsthändler Ludwig Steinhauser, zusammen mit weiteren Objekten (HG 9720, HG 9722, HG 9723, Ke 2656, Ke 681).

1941 war das Glas in einer Auktion bei Hans W. Lange angeboten worden. Als Einlieferer ist im Besitzerverzeichnis „D., Berlin“ genannt. Dabei handelt es sich um Antonie Dosquet, die Witwe des jüdischen Berliner Sanitätsrat Dr. Wilhelm Dosquet (1859–1938), dessen umfangreiche Sammlung in dieser Auktion versteigert wurde.[6] Der Glaskrug erhielt einen Zuschlag von 110 RM und erzielte damit weniger als die Hälfte des Schätzpreises von 250 RM.

Ebenfalls aus der bei Lange versteigert Sammlung Dosquet stammt HG 9481, das das Germanische Nationalmuseum über den Berliner Kunsthändler Ferdinand Knapp erwarb.

Zur Sammlung Dosquet und der Frage eines möglichen NS-verfolgungsbedingten Entzugs forscht derzeit eine vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste koordinierte Arbeitsgruppe mit Vertretern mehrerer Museen, Erbenvertretern und unabhängigen Forschern. Die Recherchen waren zum Projektende (August 2018) noch nicht abgeschlossen.[7]



[1] Wilhelm Dosquet starb 1938.

[2] Laut Angaben im Rückerstattungsverfahren der Erben nach Wilhelm Dosquet war Antonie Dosquet nach dem Tod ihres Mannes Alleineigentümerin der Sammlung, StA Würzburg, Wiedergutmachungsbehörde IVa 785, Bl. 3.

[3] Wertvolles Kunstgewerbe aus Berliner und anderem Privatbesitz. Aukt.Kat. Hans W. Lange, 19.–21. Mai 1941, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1941_05_19/0062, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1941_05_19/0234 [07.07.2017], Losnr. 229, Tafel 36: „Zunftbecher, bunt emailliert, mit der Darstellung eines Hauses, aus dessen Schornstein Flammen schlagen, und eines Schornsteinfegers. Inschrift: Petrus Special / Anno 1724. Gelb-blau-rote Bordüre mit weißen Zacken. Fränkisch, 1724. H. 15 cm“; Schätzpreis lt. unverbindlicher Schätzungsliste: 250 RM (URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1941_05_19/0292 [07.07.2017]); Zuschlag lt. unverbindlicher Ergebnisliste: 110 RM (URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1941_05_19/0288 [07.07.2017]), Einlieferer lt. Besitzerverzeichnis „D., Berlin“ (URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/lange1941_05_19/0008 [07.07.2017]). – Der Preisbericht in der Weltkunst erfasst Preise erst ab 500 RM, s. Weltkunst XV, Nr. 29/30, 20.7.1941, S. 9, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weltkunst1941/0018 [07.07.2017].

[4] HA GNM, GNM-Akten K 3374, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1942, Beleg Nr. 212/75, Rechnung und Quittung Steinhauser, 21./22.1.1943.

[5] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu HG 9721 (Kaufpreis 450 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 3374, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1942, Beleg Nr. 212/75, Rechnung und Quittung Steinhauser, 21./22.1.1943.

[6] Vgl. Esther Tisa Franicisi, Anja Heuß, Georg Kreis: Fluchtgut – Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution (Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg 1). Zürich 2001, S. 44.

[7] S. dazu Christopher M. Galler: Eine Sammlung – viele Erwerber: Arbeitsgruppe zur Sammlung Dosquet. In: Provenienz & Forschung (2017), Heft 2, S. 50–51. – S. auch Sibylle Ehringhaus: Die Kunstsammlung des Berliner Sanitätsrats Dr. Wilhelm Dosquet. Zur Herkunft unbezeichneter Werke. In: Kunstchronik 71 (2018), Heft 6, S. 339–348. Der Beitrag berücksichtigt nicht die aktuellen Ergebnisse der genannten Arbeitsgruppe. – S. auch die Suchmeldung in der LostArt-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, http://www.lostart.de/DE/Verlust/571756.

 

Bearbeitung
AE