Langobardisch, Buchkasten, 801-900 (9. Jh.) (KG 1133)
Datum | Provenienz |
---|---|
spätestens 1932 | "Privatbesitz", erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1] |
zwischen spätestens 1932 und 29.08.-01.09.1934 | Verbleib unbekannt |
29.08.-01.09.1934 | Unbekannte(r) Besitzer, erworben auf der Auktion Fischer (Galerie Fischer), Luzern, Los-Nr. 899, eingeliefert von Fischer (Galerie Fischer)[2] |
zwischen 29.08.-01.09.1934 und 19.04.1936 | Verbleib unbekannt |
19.04.1936 | Germanisches Nationalmuseum, erworben im Tausch von Fischer (Galerie Fischer)[3] |
Siehe dazu:
Anja Ebert: Im Tausch erworben. In: Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945. Bearb. von Anne-Cathrin Schreck, Anja Ebert, Timo Saalmann. Ausst.Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. Nürnberg 2017, S. 80–85, 210, Exkurs 3, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/392.
[1] Der Buchkasten wurde 1932 erstmals von Falke publiziert, mit der Bemerkung, er führe „seit Jahrzehnten ein verborgenes Dasein in Privatbesitz“, s. Otto von Falke: Ein langobardischer Buchschrein des 10. Jahrhunderts. In: Pantheon 10, 1932, S. 385–388., Zitat S. 385. Als Herkunft des Schreins gilt die Kartause Seitz an der Sann (Žička kartuzija, Slowenien). Möglicherweise wurde der Schrein 1933 auf dem Kunstmarkt angeboten, zumindest schrieb die Münchner Kunsthändlerin Emilie Geißler-Stockmann damals an Museumsdirektor Ernst Heinrich Zimmermann, dass sie den Preis „von dem Langobardischen Buchschrein“ noch nicht kenne, HA GNM, GNM-Akten K 125, Ankaufsakten 1933, Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 11.7.1933 (Nr. 4135).
[2] Kunstgewerbliche Sammlung Dr. Kordella, Graz, französisches Mobiliar des Dr. A., Wien. Antiquitäten aus Zürcher und Luzerner Privatbesitz, Bronzensammlung Dr. F., Wien (2. Teil), Wiener Sammlung von Farbstichen, Aquarellen, Miniaturen, in- und ausländischer Patrizier- und Klosterbesitz.. Aukt.Kat. Galerie Fischer, Luzern, 29. August–1. September 1934, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fischer1934_08_29/0074, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fischer1934_08_29/0178, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fischer1934_08_29/0179 [23.05.2017], Los-Nr. 899, Taf. 32, 33: „Langobardischer Buchschrein des 10. Jahrhunderts. Ein Holzkasten, aussen und innen mit pergamentartigem Leder dicht bezogen und darüber allseitig mit vergoldeten Beschlägen aus Bronze und Kupfer bedeckt. Auf der Oberseite zwölf durchgenietete kunstvolle Knäufe, für die in den Bronzebeschlägen von vornherein Glattflächen ausgespart waren. Die schwervergoldeten, in Relief gegossenen und ziselierten Bronzestreifen bilden ein umrahmtes Kreuz mit rechteckigem Mittelfeld. Die sich durch das umrahmte Kreuz ergebenden fünf Flächen zeigen Reste des ursprünglich sehr dünnen Silberbelags. Vergoldetes Kupferblech mit kräftig getriebenen buschigen Wellenranken bedeckt die Seitenwände des Buchschreins. Hier sind als Flickstücke einige Kupferblechabschnitte mit gestanzten frühgotischen Blättern verwendet, ein Zeichen, dass die Rankenplatten schon um 1300 repariert worden waren. Damals wurden auch die nur zur Hälfte erhaltenen geperlten Rundstäbe auf den Kanten des Kastens mit glatten Rundleisten ergänzt. Später ist an dem solid gearbeiteten Buchschrein nichts mehr geändert worden; nur im Innern wurde der Lederbezug rot gestrichen und im 15. Jahrhundert mit schwungvollen spätgotischen Ranken im Deckel bemalt. Zur ursprünglichen Ausstattung gehört auch, wie die Rankenplatten auf den Wänden, der vergoldete Kupferbeschlag der Unterseite. Diese Tatsache beweist, dass der Buchschrein Füsse, wie sie seit 1100 für Reliquienkästen und Tragaltäre allgemein üblich wurden, nicht gehabt hat. Er ist also, vom Verlust der Silberfüllungen abgesehen, vollständig und in einem für ein tausendjähriges Werk wunderbaren Zustand. Dieser Buchschrein ist insofern ein Unikum, als wohl aus dieser frühen Zeit eine Anzahl kostbarer Buchdeckel und Einbände bekannt sind, jedoch kein Schrein, der zur Aufbewahrung einzelner kostbarer Handschriften diente. Der Schrein stammt aus dem im Jahre 1792 durch Kaiser Josef von Oesterreich aufgehobenen Kartäuserkloster Seitz an der Sann bei Cilli in der Unter-Steiermark. Das äusserst wertvolle Stück wurde von Geheimrat Dr. Otto von Falke im ‚Pantheon‘, Heft XII, 1932, ausführlich beschrieben. Langobardisch, 10. Jahrhundert. Länge 35 cm, Breite 25,5 cm, Höhe 14 cm“. – Laut Preisbericht in der Weltkunst VIII, Nr. 36, 9.9.1934, S. 3, URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weltkunst1934/0039 [23.05.2017] wurde der Buchschrein bei 23.000 CHF zugeschlagen. Da sich der Buchschrein spätestens im Mai 1935 im Besitz Fischers befand, ist davon auszugehen, dass er ihn selbst aus der Auktion übernommen hatte. Fischer schrieb im Mai 1935 wegen des Buchschreins an Zimmermann, GNM, s. HA GNM, GNM-Akten K 426, 22.5.1935 (Nr. 2978).
[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu KG 1133 (Tausch gegen HG 8067, Hans Heinrich Riva, Deckelhumpen mit Hinterglasmalerei, 1. H. 17. Jh., heute in Zürich, Landesmuseum, und gegen Pl.O. 477, Christus und der ungläubige Thomas, Elfenbein, Byzanz, Mitte 10. Jh., heute in Washington D.C., Dumbarton Oaks Collection, Inv.Nr. 37.7). – S. zum Tausch den umfangreichen Schriftwechsel zwischen Fischer und Zimmermann, GNM, im HA GNM, GNM-Akten K 426, Fischer, Luzern. – S. außerdem weitere Unterlagen in HA GNM, GNM-Akten K 127 (Tausch von Öfen gegen diverse Kunstwerke), K 129 (Ankaufsakten 1935/36), K 130 (Ankaufsakten 1936/37), K 761 (Verwaltungsrats-Protokolle 1933–1936), K 763 (Verwaltungsrats-Akten 1922–1936), K 10030 (Devisenakten).