Tietz, Ferdinand (1708-1777) (Nachahmer), Musikant mit "Polnischem Bock", 1. Drittel 20. Jh. (Pl.O. 2558)

Tietz, Ferdinand (1708-1777) (Nachahmer), Musikant mit "Polnischem Bock", 1. Drittel 20. Jh. (Pl.O. 2558)
Inv.Nr.
Pl.O. 2558
Zugangsregisternr.
ZR 1933/69
Material
Lindenholz, lackiert
Maße
Höhe 27,2 cm
Höhe Figur mit Plinthe 23 cm
Höhe Postament 4,2 cm
Sammlung
Skulptur bis 1800
Objektuntersuchung
auf der Rückseite Aufkleber, weiß, rund, mit Beschriftung in Kugelschreiber „Nat.m. Nürnberg“
DatumProvenienz
vor 1933Clara Becker, Berlin-Marienburg, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
21.11.1933Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Clara Becker, vermittelt durch Schlossmuseum Berlin[2]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.


Die Skulptur wurde 1933 von Clara Becker, Berlin, durch Vermittlung des Schlossmuseums Berlin angekauft. Aus der Korrespondenz geht hervor, dass Clara Becker die Figur „aus Notlage“ verkaufen musste, der Preis von 100 RM wird als „mäßig“ bezeichnet. Der Ehemann von Clara Becker war offenbar ein Verwandter des Kunsthistorikers Philip M. Halm. Halm hatte die Skulptur einige Jahre vorher für das Bayerische Nationalmuseum erwerben wollen.[2] Die Skulptur muss sich also schon vor 1933 im Besitz von Clara Becker befunden haben.

Clara Becker ist in der Einwohnermeldekartei im Landesarchiv Berlin nicht nachweisbar. Im Berliner Adressbuch für 1933 gibt es mehrere Einträge für Clara Becker, jedoch keinen zu der im Briefwechsel zwischen dem Schlossmuseum Berlin und dem Germanischen Nationalmuseum angegebenen Adresse Berlin-Mariendorf, Marienheim, Britzerstr. 1. Dabei scheint es sich um ein Stift (Altenheim?) zu handeln. In der Volkszählung von 1939, die auf den sogenannten Ergänzungskarten Personen beziehungsweise Haushaltsangehörige von Personen jüdischer Abstammung im Sinne der „Nürnberger Gesetze“ erfasste, wurden drei Personen mit Namen Clara Becker gelistet, darunter eine mit Wohnort Berlin, allerdings unter abweichender Adresse (Demminer Straße 5, Wedding).[3] Ob hier eine Personenidentität vorliegt, ließ sich nicht ermitteln. Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug kann daher für diese Erwerbung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Der Aufkleber auf der Unterseite (Beschriftung mit Kugelschreiber „Nat.m. Nürnberg“) stammt vermutlich von der Ausstellung „Schönheit des 18. Jahrhunderts“ in Zürich, zu der die Skulptur ausgeliehen war (s. auch Pl.O. 2367).[4]

 


[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2558 (Kaufpreis 100 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 125, Ankaufsakten 1933, Schriftwechsel Schnorr von Carolsfeld, Schlossmuseum Berlin mit Zimmermann, GNM, 2.10.1933 (Nr. 5995), 4.10.1933 (Nr. 5995, rückseitig), 6.10.1933 (Nr. 6761), 7.11.1933 (Nr. 6761, rückseitig); GNM-Akten K 3134, Hauptmuseumsfonds Ein- und Ausgabebelege 1933, Beleg Nr. 196/45, Schnorr von Carolsfeld, Schlossmuseum Berlin, an Zimmermann, GNM, 8.11.1933.

[2] GNM-Akten, K 125, Ankaufsakten 1933, Schnorr von Carolsfeld, Schlossmuseum Berlin an Zimmermann, GNM, 2.10.1933 (Nr. 5995).

[4]Schönheit des 18. Jahrhunderts: Malerei, Plastik, Porzellan, Zeichnung. Hrsg. von Kunsthaus Zürich. Ausst.Kat. Kunsthaus Zürich. Zürich 1955, Kat. Nr. 392.

Bearbeitung
AE