Salzburg, Schmerzensmutter Maria, um 1420 (Pl.O. 2739)

Salzburg, Schmerzensmutter Maria, um 1420 (Pl.O. 2739)
Inv.Nr.
Pl.O. 2739
Zugangsregisternr.
ZR 1936/36
Alternativer Titel
Büste einer trauernden Maria
Material
Kunststein, massiv, rückseitig bearbeitet, Reste alter Farbfassung
Maße
Höhe 24 cm
Breite 24,5 cm
Tiefe 14 cm
Sammlung
Skulptur bis 1800
Objektuntersuchung
auf der Unterseite schwer leserlicher Stempel, vermutlich Ausfuhrstempel des österr. Bundesdenkmalamts/Zentralstelle für Denkmalschutz (BDA) (vgl. z.B. Gd 351)
DatumProvenienz
spätestens Dezember 1935Kieslinger (Kunsthandlung Franz Kieslinger), Wien-Perchtoldsdorf, erworben von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
31.03.1936Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Kieslinger (Kunsthandlung Franz Kieslinger)[2]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Die Steinbüste wurde im März 1935 beim Wiener Kunsthändler Franz Kieslinger erworben. Über ihre Herkunft wurden im Zuge des Ankaufsverfahrens verschiedene Angaben gemacht: Nachdem zunächst Museumsdirektor Ernst Heinrich Zimmermann gegenüber Kieslinger erwähnt hatte, seine „Assistenten [hätten] behaupte[t], dass die kleine Halbfigur einer Pietagruppe kürzlich in einem Auktionskatalog in Wien gewesen sei“,[3] versicherte Kieslinger: „Den Steinkopf holte ich und brachte ihn zu [Spediteur] Bäuml der das Stück sofort absendet. […] Ich kann feierlich versichern, dass der Kopf niemals in den letzten 5 Jahren und kaum jemals [Unterstreichung im Original] in einer Auktion war. Ich kannte das Stück bereits etwa 4½ Jahre, es stammt nach unverdächtiger Angabe aus einem Bauernhaus des Innviertels.“[4] Bei der Durchsicht von Wiener Auktionskatalogen aus den Jahren 1934 und 1935 wurde kein Hinweis auf eine Marienbüste aus Kunststein gefunden, auch der Hinweis auf das Innviertel führte nicht weiter.[5]

Unklar ist, ob Kieslinger die Figur vom Vorbesitzer käuflich erwarb oder ob er, wie auch in anderen Fällen (zum Beispiel Pl.O. 2722, Löwe Schottenkloster), als Vermittler auftrat. Die Büste gehört zu einem Konvolut von rund 50 Objekten, die ihm Rahmen eines sogenannten „privaten Verrechnungsgeschäfts“ im Auftrag des Museums von Kieslinger in Österreich erworben und mit Mitteln aus dem Verkauf von sieben Kachelöfen bezahlt wurden. Diese waren 1935 über den Schweizer Kunsthändler Erwin Rothenhäusler an einen unbekannten US-amerikanischen Sammler verkauft worden. Auf einer Liste der mit Mitteln aus diesem Verrechnungsgeschäft erworbenen Objekte wird die Büste aufgeführt („Halbfigur einer Pietagruppe“) mit dem handschriftlichen Zusatz „Kieslinger“.[6] Dies spricht dafür, dass Kieslinger selbst der vorherige Eigentümer war, da die Liste auch in den anderen Fällen den jeweiligen Vorbesitzer verzeichnet.

Beim (nur schwer leserlichen) Stempel auf der Unterseite handelt es sich vermutlich um den Ausfuhrstempel des österreichischen Bundesdenkmalamts/Zentralstelle für Denkmalschutz (BDA). Im BDA-Archiv konnten keine Unterlagen zur Ausfuhr festgestellt werden. Vergleichbare Stempel finden sich auch auf anderen aus Österreich eingeführten Objekten (siehe zum Beispiel Gd 351).

 

Siehe zum oben erwähnten Verrechnungsgeschäft auch:

Anja Ebert, Timo Saalmann, Julia Woltermann: Kachelöfen gegen Devisen. Ein aufwendiges Kaufgeschäft. In: Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945. Bearb. von Anne-Cathrin Schreck, Anja Ebert, Timo Saalmann. Ausst.Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum 18). Nürnberg 2017, S. 66–79, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/392.



[1] Die Figur wird erwähnt im Schriftwechsel Kieslinger mit Zimmermann, GNM, HA GNM, GNM-Akten K 435, Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen, 12.12.1935 (Nr. 7177), 14.12.1935 (Nr. 7229).

[2] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2739 (Kaufpreis 1.500 österr. Schilling). – HA GNM, GNM-Akten K 435, Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen, s. insbes. die Aufstellung „Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen“, Bestätigung der Einfuhr aus Österreich im Schreiben Zimmermann, GNM, an Hauptzollamt Nürnberg, 9.1.1936, Beleg Nr. 8, Quittung Kieslinger, 30.3.1936.

[3] HA GNM, GNM-Akten K 435, Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen, Zimmermann, GNM, an Kieslinger, 12.12.1935 (Nr. 7177).

[4] HA GNM, GNM-Akten K 127, Kieslinger an Zimmermann, GNM, 14.12.1935 (Nr. 7229).

[5] Die Skulptur ließ sich nicht nachweisen in Rudolf Guby: Die Kunstdenkmäler des oberösterreichischen Innviertels (Österreichische Kunstbücher, Sonderband 1). Wien 1921.

[6] HA GNM, GNM-Akten K 435, Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen, Aufstellung „Verrechnungsgeschäft gegen die Steinöfen“.

Bearbeitung
AE (Text und Recherche)
TS (Recherche)