Schwanthaler, Johann Franz (1683-1762) (zugeschrieben), Kruzifix mit Ohnmacht Mariens und Dreifaltigkeits-Darstellung, 2. Drittel 18. Jh. (Pl.O. 2729)

Schwanthaler, Johann Franz (1683-1762) (zugeschrieben), Kruzifix mit Ohnmacht Mariens und Dreifaltigkeits-Darstellung, 2. Drittel 18. Jh. (Pl.O. 2729)
Inv.Nr.
Pl.O. 2729
Zugangsregisternr.
ZR 1935/5 und ZR 1935/24
Künstler (frühere Zuschreibung)
Witz, Johann Benedikt (1709–1780) (zugeschrieben)
Material
Birnbaumholz, ungefasst (bis auf rote Farbspuren an Lippen aller Figuren und an Christi Wundmalen), Reste von Vergoldung an Sockelrückseite
Maße
Höhe Kreuz 27,3 cm
Breite Kreuz 11,8 cm
Höhe Sockel 4,1 cm
Breite Sockel 15,9 cm
Tiefe Sockel 10,6 cm
Sammlung
Skulptur bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund
DatumProvenienz
08.01./06.03.1935Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Heilbronner (Henri Heilbronner Antiquitäten)[1]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

Die als Arbeit eines anonymen süddeutschen Schnitzers erworbene, zwischenzeitlich Johann Benedikt Witz und heute Johann Franz Schwanthaler zugeschriebene Gruppe kam kurz hintereinander in zwei separaten Vorgängen ans Haus:[2] Zunächst wurde um den Jahreswechsel 1934/1935 die Maria-Ohnmacht-Gruppe für 500 RM angekauft, im Januar 1935 offerierte Heilbronner dann das Kruzifix, das ihm offenbar selbst erst kurz zuvor angeboten worden war.[3] Heilbronner schrieb dazu an Direktor Zimmermann: „Beifolgend übersende ich Ihnen Kreuz und Sockel, welche wie mir versichert wird, früher mit der Ihnen zuletzt verkauften kleinen Gruppe ‚Maria & Johannes‘ ein Ganzes gebildet haben soll.“[4] Es ist daher zu vermuten, dass die beiden Teile von Pl.O. 2729 vom selben Vorbesitzer stammen.

Der endgültige Ankauf des Kruzifixes mit Sockel erfolgte erst im März 1935. Nach Verhandlungen um den von Heilbronner zunächst geforderten Preis von 275 RM, bei denen Zimmermann zwischenzeitlich davon ausgegangen war, das von Heilbronner zugesandte Kruzifix als Schenkung auffassen zu dürfen, gab sich Heilbronner schließlich mit dem von Zimmermann „als Kompromiß“ vorgeschlagenen Preis von 100 RM einverstanden: „Wer könnte solchen Sirenentönen widerstehen? Ich beeile mich Ihren Kompromissvorschlag anzunehmen, da ich stark befürchte, nach einem nochmaligen Briefwechsel,[sic] von der Notwendigkeit der Stiftung überzeugt zu werden. Ich weiss wie schwach ich bin und rette, was eben noch zu retten ist.“[5]

Insgesamt erscheint der Gesamtpreis von 600 RM gegenüber vergleichbaren Erwerbungen im selben Zeitraum nicht auffallend niedrig. Zum Vergleich herangezogen wurden Holzskulpturen des 18. Jahrhunderts in Auktionen der Zeit zwischen 1930 und 1934, insbesondere bei Hugo Helbing in München und Frankfurt sowie bei Paul Graupe, Berlin, da nur hier regelmäßig in der Weltkunst die Zuschlagspreise in Preisberichten erfasst sind, sowie vom Germanischen Nationalmuseum im selben Zeitraum erworbene Skulpturen. Generell ließen sich nur wenige Holzskulpturen des 17. und 18. Jahrhunderts in Auktionen nachweisen. In der Regel lagen die ermittelten Zuschlagspreise unter 500 RM, meist sogar unter 300 RM. Wenige Ausnahmen lagen um die 800 RM, dies betraf jedoch allesamt großformatige Figuren. Viele der versteigerten barocken Holzskulpturen sind jedoch gar nicht in den Preisberichten verzeichnet, sind also vermutlich zurückgegangen oder erzielten einen sehr niedrigen Zuschlag, da Preise in der Regel erst ab 100 RM verzeichnet wurden. Dies lässt ebenfalls Rückschlüsse auf die Nachfrage beziehungsweise die zu erzielenden Preise zu. Etwas darüber liegt das Preisniveau der barocken Holzskulpturen, die das Germanische Nationalmuseum zwischen 1930 und 1934 erwarb. Für kleinformatige Skulpturen wurde in der Regel zwischen 150 RM und 750 RM gezahlt, darüber liegen großformatige Skulpturen oder solche mit Zuschreibung an einen bekannten Künstler. Eine Ausnahme bildet ein Hl. Michael, H. 41 cm, der 1932 für 2.500 RM erworben wurde (Pl.O. 2500) sowie eine Maria, H. 61 cm, die 1932 für 1.500 RM ans Haus kam (Pl.O. 2520).

Zum Ankauf hat sich eine von Heilbronner unterzeichnete Quittung erhalten.[6]

 

Siehe zu den Erwerbungen bei Heilbronner auch:

Anja Ebert: „... so wär's schon sehr nett wenn Sie recht bald wieder kommen könnten“ – Die Geschäftsbeziehungen von Henri Heilbronner und Julius Böhler in der NS-Zeit. In: Anja Ebert, Timo Saalmann: Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen des Germanischen Nationalmuseums zwischen 1933 und 1945 – Weitere Ergebnisse der Provenienzforschung. Hrsg. von Anne-Cathrin Schreck. Nürnberg 2019, S. 17–33, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/393.

 



[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2729 (Kaufpreis 600 RM) [zunächst Erwerb der Maria-Ohnmacht-Gruppe für 500 RM, im März Erwerb des zugehörigen Kruzifix für 100 RM]. – HA GNM, GNM-Akten K 128, Ankaufsakten 1935, Schriftwechsel Heilbronner mit Zimmermann, GNM, 16.1.1935 (Nr. 395), 19.1.1935 (zu Nr. 395), 1.3.1935 (zu Nr. 1240), 2.3.1935 (Nr. 1335), 4.3.1935 (Nr. 1335, rückseitig), 5.3.1935 (Nr. 1395); GNM-Akten K 3141, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1934, Beleg Nr. 229/46, Rechnung Heilbronner, 21.12.1934, Beleg Nr. 293/65, Rechnung Heilbronner, 5.3.1935, Quittung Heilbronner, 9.3.1935.

[2] Zur Zuschreibung s. Claudia Maué: Die Bildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum. Teil 2: Bayern, Österreich, Italien, Spanien. Bestandskatalog (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg). Nürnberg, Mainz 2005, S. 190–192, Kat.Nr. 181.

[3] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2729 (Kaufpreis 600 RM) [zunächst Erwerb der Maria-Ohnmacht-Gruppe für 500 RM, anschließend des zugehörigen Kruzifix für 100 RM]. – HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Heilbronner an Zimmermann, GNM, 21.12.1934 (Nr. 7549); GNM-Akten K 128, Ankaufsakten 1935, Schriftwechsel Heilbronner mit Zimmermann, GNM, 16.1.1935 (Nr. 395), 19.1.1935 (zu Nr. 395), 21.1.1935 (Nr. 429), 1.3.1935 (zu Nr. 1240), 2.3.1935 (Nr. 1335), 4.3.1935 (Nr. 1335, rückseitig), 5.3.1935 (Nr. 1395); GNM-Akten K 3141, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1934, Beleg Nr. 229/46, Rechnung Heilbronner, 21.12.1934, Beleg Nr. 293/65, Rechnung Heilbronner, 5.3.1935, Quittung Heilbronner, 9.3.1935.

[4] HA GNM, GNM-Akten K 128, Ankaufsakten 1935, Heilbronner an Zimmermann, GNM, 16.1.1935 (Nr. 395).

[5] HA GNM, GNM-Akten K 128, Ankaufsakten 1935, Schriftwechsel Heilbronner mit Zimmermann, GNM, 5.3.1935 (Nr. 1395).

[6] HA GNM, GNM-Akten K 3141, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1934, Beleg Nr. 229/46, Rechnung Heilbronner, 21.12.1934, Beleg Nr. 293/65, Rechnung Heilbronner, 5.3.1935, Quittung Heilbronner, 9.3.1935.

Bearbeitung
AE