Nürnberg, Teller mit Imhoff-Wappen, um 1720/50 (Ke 1752)

Nürnberg, Teller mit Imhoff-Wappen, um 1720/50 (Ke 1752)
Inv.Nr.
Ke 1752
Inv.Nr. (alt)
HG 9900
Zugangsregisternr.
ZR 1944/22
Alternativer Titel
Fayenceteller
Material
Nürnberger Fayence, gelblicher Scherben, hellblau glasiert, blau bemalt
Maße
Höhe 2,8 cm
Durchmesser 23,8 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
auf Unterseite zwei Aufkleber: weißer, rechteckiger Aufkleber, Schreibmaschine: „Stiftung v. Volckammer“ [sic] und weißer, rechteckiger Aufkleber mit Umrandung und Vordruck in Schwarz: "Fayencen-Sammlung / Guido von Volckamer / München-Gern / Marke: Nürnberg" [Nürnberg hs. in der Schrift Guido von Volckamers ergänzt]; Blaumarke MK
DatumProvenienz
Mai 1941Germanisches Nationalmuseum, erworben im Erbgang von Guido von Volckamer[1]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

Das Objekt kam 1941 mit der Sammlung Volckamer ans Haus. Es ist vermutlich identisch mit einem Objekt aus der Fayencesammlung des Nürnberger Unternehmers Igo Levi, das Volckamer 1936 erworben hatte.

In seinem Tagebuch vermerkte Guido von Volckamer am 21. Januar 1936, er habe an diesem Tag mehrere Objekte „[…] von der in Auflösung begriffenen großen Fayencen Sammlung des Igo Levi in Nürnberg, Gibitzenhoferstr. 84, angekauft“, darunter ein „Nürnberger Teller, feine Qualität mit Imhoff’schen Wappen“ für 200 RM (Inv.Nr. der Slg. Levi: 114).[2] Von der Beschreibung her könnte das von Volckamer erworbene Objekt identisch sein mit dem Nürnberger Fayenceteller Ke 1752, der im Spiegel das vermehrte Wappen der Imhoff aus Mörlach trägt.

Insgesamt erwarb Volckamer 12 Objekte, von denen er eines laut Tagebucheintrag zurückgab. Drei Objekte lassen sich im Museumsbestand identifizieren (Ke 1495, Ke 1743, Ke 1507), für weitere fünf lässt sich die Identität lediglich vermuten (Ke 1751, Ke 1752, Ke 1705, Ke 1681, Ke 1591). Vier Objekte konnten nicht im Museum nachgewiesen werden.

Igo Levi wurde in der NS-Zeit verfolgt. Seit dem frühen 20. Jahrhundert hatte er eine der größten Fayence-Sammlungen in Deutschland zusammengetragen. Sie wurde 1938 beschlagnahmt, Igo Levi wurde verhaftet. 1939 gelang ihm gemeinsam mit seiner Familie die Emigration in die Schweiz. Bereits vor 1933 hatte Levi Teile der Sammlung an die Stadt Nürnberg verkauft. Die genauen Umstände und Gründe für den Verkauf 1936 konnten bislang nicht endgültig geklärt werden.

 

Siehe zu Igo Levi:

Anja Ebert: Die Sammlung Igo Levi – „Versteigert“ im Germanischen Nationalmuseum? In: Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945. Bearb. von Anne-Cathrin Schreck, Anja Ebert, Timo Saalmann. Ausst.Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum 18). Nürnberg 2017, S. 180–199, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/392.



[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Ke 1752, HG 9900. – Im Testament vom 29.11.1940 vermachte Volckamer seine Sammlung dem GNM, HA GNM, GNM-Akten K 39, Stifter S–Z, Nr. 106, Abschrift des Testaments. – Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Nachlasses Volckamer durch das GNM s. allgemein Horst Pohl: Guido v. Volckamer und seine Sammlungen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52, 1963, S. 554–559, hier S. 558. – Der Großteil der Sammlung wurde im Museum erst 1942 bzw. 1944 im Zugangsregister verzeichnet und inventarisiert. Andere Objekte waren als Tauschabgaben vorgesehen oder wurden in der Nachkriegszeit inventarisiert. – S. dazu auch Silvia Glaser: Nürnberger Fayencen. Geschichte und Erzeugnisse einer Manufaktur in der Reichsstadt. Bestandskatalog des Germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 2017, Kat.Nr. 284.

[2] Bibliothek GNM, NL Guido von Volckamer, Hs 140263, Tagebuch 1936, S. 4–5: „21. [Januar 1936] Aus dem Erlös einer am 21.XII.1935 erlösten Bayer. Komm.Samml.Abl.Anleihe nachstehende kleine Nürnberger Fayencen Sammlung mit Nürnberger Patrizier Stücken von der in Auflösung begriffenen großen Fayencen Sammlung des Igo Levi in Nürnberg, Gibitzenhoferstr. 84, angekauft. Beleg 11“, S. 7: „21. [Januar 1936] Dienstag: Von 10 ½ bis 1 Uhr bei Igo Levi Gibitzenhofstr. 84 wegen Ankauf von Nürnberger Fayencen […]“; s. auch S. 5, 7, 8, Einträge vom 23.1., 28.1. und 30.1.1936. – Kaufpreis 200 RM.

Bearbeitung
AE