Boos, Roman Anton (1733-1810), Maria Immaculata, um 1780/90 (Pl.O. 2721)

Boos, Roman Anton (1733-1810), Maria Immaculata, um 1780/90 (Pl.O. 2721)
Inv.Nr.
Pl.O. 2721
Zugangsregisternr.
ZR 1934/56
Material
roter Ton, gebrannt
Maße
Höhe 53 cm
Breite 16 cm
Tiefe 14 cm
Sammlung
Skulptur bis 1800
Objektuntersuchung
kein Befund (neuer Sockel)
DatumProvenienz
16.07.1934Geißler-Stockmann (Emilie Geißler-Stockmann, Antiquitäten), München, wohl erhalten in Kommission von Unbekannte(r) Vorbesitzer [1]
01.08.1934Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von Geißler-Stockmann (Emilie Geißler-Stockmann, Antiquitäten)[2]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 konnte nicht eindeutig geklärt werden.

Die Tonskulptur der Immaculata wurde 1934 über die Münchner Kunsthändlerin Emilie Geißler-Stockmann erworben und stammt offenbar vom selben (unbekannten) Vorbesitzer wie das im Herbst 1933 bei ihr erworbene Putten-Köpfchen von Ignaz Günther (Pl.O. 2556). Zu Pl.O. 2721 berichtete Geißler-Stockmann im Juli 1934 Museumsdirektor Ernst Heinrich Zimmermann: „Gestern wurde mir beifolgendes Tonmodell einer Immaculata gebracht. Ich muss ehrlich gestehen, es gefiel mir zuerst gar nicht, doch wenn man sich die scheussliche Fassung wegdenkt, so kann der Besitzer doch recht haben, wenn er sagt, das Tonmodell wäre eine Arbeit von R. Boos.“[3]. In einem weiteren Schreiben heißt es, die Immaculata stamme „aus dem gleichen Besitz wie der Güntherengelskopf, den Sie vergangenes Jahr von mir kauften.“[4] Dabei kann es sich nur um Pl.O. 2556 handeln.

Bereits im Januar hatte Geißler-Stockmann von einer Immaculata geschrieben, die sich im Besitz von einem Herrn Seidlein befinde.[5] Da sie sich im späteren Brief aber nicht mehr darauf bezieht, ist es eher unwahrscheinlich, dass es die Figur mit der 1934 erworbenen Immaculata identisch ist. 

Eine „Maria Immaculata. Stehend, in buntem Gewände. Farbige alte Fassung. Ton. Deutsch. Mitte 18. Jahrh. H. 58 cm“ erscheint 1925 in einer Versteigerung bei Hugo Helbing, München (Los-Nr. 723).[6] Sie könnte mit der Figur des Germanischen Nationalmuseums identisch sein, da diese, wie oben erwähnt, bei der Erwerbung stark überfasst war. Im Auktionskatalog sind keine Angaben zum Einlieferer gemacht, laut Titel stammen die Objekte „aus süddeutschem Museumsbesitz, aus dem Nachlass von Prof. E. Berger und aus anderem Besitz“.[7] In einem annotierten Auktionskatalog sind als Einkäufer der Figur „Ph. Schwarz, Stuttgart“ (vermutlich der Stuttgarter Sammler Philip Schwarz) und als Zuschlagpreis 50 RM genannt.[8]

 


[1] HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 17.7.1934 (Nr. 4278), 27.7.1934 (Nr. 4465).

[2] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2721 (Kaufpreis 550 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Schriftwechsel Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 17.7.1934 (Nr. 4278), 27.7.1934 (Nr. 4465), 1.8.1934 (Nr. 4465, rückseitig), 2.8.1934 (Nr. 4497, rückseitig); GNM-Akten K 3141, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1934, Beleg Nr. 83/19, Rechnung Geißler-Stockmann, 1.8.1934, Quittung Geißler-Stockmann, 8.8.1934.

[3] HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 17.7.1934 (Nr. 4278).

[4] HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 27.7.1934 (Nr. 4465).

[5] HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Geißler-Stockmann an Zimmermann, GNM, 23.1.1934 (Nr. 594). – Der genannte Seidlein war möglicherweise ein Mitglied der Münchner Familie Seidlein. Lorenz von Seidlein (Bamberg 1856–1935 München) war vor 1918 Verkehrsminister in Bayern, s. Alois Schmid (Hrsg.): Das neue Bayern: Staat und Politik. 2. Aufl. München 2003, S. 409 (Dieter Albrecht). Sein Sohn Peter von Seidlein, geb. 1893, war als Architekt tätig. Zu Peter von Seidlein s. auch Vanessa-Maria Voigt: Die Auflösung der Kunst- und Antiquitätenhandlung Siegfried Lämmle. „Umgruppierung“ des Münchner Kunsthandels im August 1935. In: „Ehem. jüdischer Besitz“. Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus. Bearb. von Henning Rader, Vanessa-Maria Voigt. Ausst.Kat. Münchner Stadtmuseum. München 2018, S. 86–111, hier S. 101.

[6] Antiquitäten, Möbel, Miniaturen, Gemälde alter Meister aus dem Nachlass Schriftsteller Georg Queri, Starnberg, und aus süddeutschem Privatbesitz. Aukt.Kat. Galerie Hugo Helbing, München, 10.–12. Mai 1920, URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/helbing1920_05_10 [21.06.2018], Los-Nr. 723.

[7] Nachfragen beim Bayerischen Nationalmuseum, dem Württembergischen Landesmuseum Stuttgart und dem Ulmer Museum ergaben, dass dort keine Informationen zur Tonfigur bzw. einer Einlieferung von Museumsobjekten in die Helbing-Auktion 1925 vorliegen. Ich danke Alfred Grimm, BNM, München, Fritz Fischer, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, Email vom 23.2.2016, und Eva Leistenscheider, UImer Museum, Email vom 7.12.2016, für die Auskünfte. Die Figur ist zudem nicht verzeichnet in Julius Baum: Deutsche Bildwerke des 10. bis 18. Jahrhunderts (Kataloge der kgl. Altertümersammlung in Stuttgart 3). Stuttgart, Berlin 1917.

[8] Freundliche Auskunft Thomas Rosemann, Kunsthaus Zürich, Email vom 26.1.2016.

Bearbeitung
AE