Dirr, Johann Georg (1723-1779), Hl. Josef, um 1775 (Pl.O. 2726)
Datum | Provenienz |
---|---|
14.12.1934 | Germanisches Nationalmuseum, erworben durch Kauf von E. Wolfensberger, vermittelt durch Altkunst. Alte Meister Antiquitäten Inneneinrichtungen[1] |
Die Figur wurde 1934 von der Altkunst in Zürich erworben, deren Inhaber Rudolf Wolfensberger war. Aus der Korrespondenz geht hervor, dass die Figur „aus dem Haus einer Verwandten“ Rudolf Wolfenbergers stammt, „deren Eltern in der Salemer Gegend ein Besitztum hatten. Es handelt sich um altes, ererbtes Familiengut“.[2] Den weiteren Unterlagen ist zu entnehmen, dass die Besitzerin eine Frau E. Wolfensberger aus Leipzig war, vermutlich eine Verwandte des ebenfalls in den Akten genannten H. Wolfensberger, wohnhaft in der Schreberstraße 1 in Leipzig.[3] Wie aus dem Leipziger Adressbuch von 1934 hervorgeht, handelt es sich bei ihm um Hanns Wolfensberger, Inhaber des gleichnamigen Musikverlages, der in Leipzig eine Filiale des Züricher Musikverlages Hug & Co. betrieb.[4]
Hanns Wolfensberger (1903–1974), der Sohn des Arztes Franz Rudolf Wolfensberger (geb. 2.5.1868 in Bauma) und seiner Ehefrau Emilie Hug (geb. 8.12.1880 in Zürich), war seit 1931 im Leipziger Haus des Schweizer Musikverlages tätig. Wohl zu Kriegsbeginn kehrte er in die Schweiz zurück.[5] Bei der Vorbesitzerin „E. Wolfensberger“ könnte es sich also um die Mutter Wolfensbergers, Emilie Hug, die Tochter Emil Hugs handeln. Emil Hug und seine Eltern hatten den 1807 gegründeten Musikverlag zu einem erfolgreichen Unternehmen ausgebaut.[6]
In welchem Verwandtschaftsverhältnis Rudolf und Hanns Wolfensberger standen, ließ sich nicht klären. Ein Bruder von Hanns Wolfensberger war der 1912 geborene Hermann Rudolf, bei dem es sich möglicherweise um den späteren Inhaber der Altkunst handeln könnte.[7]
Offeriert wurde die Figur zunächst für 800 Franken; da sie beim Transport zerbrach, wurde der Preis auf 500 Franken (400 RM) gesenkt.
Die Beschriftung einer nicht datierten Fotografie in der Fotothek des Germanischen Nationalmuseums gibt die Herkunft mit „(Sankt) Maria, Sebastian und Sylvester, Mimmenhausen“ an. Die Figur wird jedoch nicht Publikationen zu Mimmenhausen, Salem oder zur Künstlerfamilie Dürr erwähnt.[8]
Der Ankauf des Germanischen Nationalmuseums lief über Eduard Haas, den Compagnon Wolfensbergers, der offenbar vorher in Berlin in der Lutherstraße ein Geschäft betrieben hatte und später in seine Schweizer Heimat zurückgekehrt war. Wie aus dem Briefwechsel hervorgeht, kannte Haas Museumsdirektor Zimmermann von früheren Ankäufen persönlich, möglicherweise noch aus der Berliner Zeit Zimmermanns, also vor 1920, da ein Ankauf des Germanischen Nationalmuseums bei Haas nicht nachweisbar ist.
[1] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Pl.O. 2726 (Kaufpreis 400 RM). – HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Schriftwechsel Altkunst/Haas mit Zimmermann, GNM, 17.7.1934 (Nr. 4220), 20.7.1934 (Nr. 4220, rückseitig), 24.7.1934 (Nr. 4391), 25.7.1934 (Nr. 4391, rückseitig), 11.9.1934 (Nr. 5260), 12.9.1934 (Nr. 5260, rückseitig), 14.8. [vermutl. 9.] 1934 (Nr. 5472), 8.10.1934 (Nr. 5472, rückseitig), 9.10.1934 (Nr. 5874), 10.10.1934 (Nr. 5874, rückseitig), 24.11.1934 (Nr. 6909), 30.11.1934 (Nr. 6909, rückseitig); GNM-Akten K 3141, Hauptmuseumsfonds Ausgabebelege 1934, Beleg Nr. 205/39, Schriftwechsel Altkunst/Wolfensberger mit Zimmermann, GNM, 3.12.1934, 5.12.1934, Quittung Wolfensberger, 12.12.1934.
[2] Thomas Meyer: Musik & Hug, 1807–2007. Zürich 2007. Für diesen Literaturhinweis sowie weitere Recherchen zur Familie Wolfensberger danke ich Angelika Ruider, StadtA Zürich, Email vom 10.8.2018. Zu den Lebensdaten der Eltern s. StadtA Zürich, Stadtratsprotokoll B386/1907.
[3] Weder in den im Stadt- noch in den im Staatsarchiv Leipzig verwahrten Beständen der Einwohnermeldekartei Leipzig konnte ein Eintrag zum Namen Wolfensberger nachgewiesen werden. Freundliche Auskünfte Jenny Graf, StadtA Leipzig, Email vom 3.8.3018 und Petra Oelschlaeger, StA Leipzig, Email vom 13.8.2018.
[4] S. die digitalisierte Ausgabe des Leipziger Adressbuchs von 1934 http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/93534/1164/ [2.8.2018].
[5] HA GNM, GNM-Akten K 126, Ankaufsakten 1934, Altkunst/Haas an Zimmermann, GNM, 17.7.1934 (Nr. 4220).
[6] S. dazu M.V.: 200 Jahre Tradition und Wandel. Die Geschichte des Zürcher Musikhauses Hug als Zeitspiegel. In: Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2007, URL: https://www.nzz.ch/200_jahre_tradition_und_wandel-1.582214 [3.8.2018].
[7] StadtA Zürich, Registerkarte 186, Wolfensberger-Hug, Franz Rudolf. Für die Recherche danke ich Angelika Ruider, StadtA Zürich, Email vom 10.8.2018.
[8] X. Staiger: Salem oder Salmannsweiler. Konstanz 1863, Eintrag zu Mimmenhausen, S. 359–360. – Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden. Beschreibende Statistik. Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Freiburg, Karlsruhe 1887, Eintrag zu Mimmenhausen, S. 546–547. – Otto Aufleger (Hrsg.): Altäre und Skulpturen des Münsters zu Salem (Süddeutsche Architektur und Ornamentik im 18. Jahrhundert 6). München 1892. – Ludwig Schnorr von Carolsfeld: Der plastische Schmuck im Innern des Münsters zu Salem. Berlin 1906. – Joseph Klein: Salem. Ein Führer durch die Kunstdenkmale und die Geschichte der ehemaligen Reichsabtei Salmansweil, 2 Bde. Überlingen 1926–1934, Bd. 2, S. 50: erwähnt Bruderschaftsaltar u. weitere Josephsdarstellungen. – Hermann Ginter: Beiträge zur Salemer Kunstgeschichte des Barock. In: Freiburger Diözesan-Archiv N.F. 35, 1934, S. 215–263: geht nicht auf Alabasterskulpturen ein. – Ruth Schweisheimer: Johann Georg Dirr. Der Bodenseeplastiker des Louis XVI. Dissertation LMU München 1932. München 1935: erwähnt keine Josephsstatue, insbes. nicht unter Objekten in Privatbesitz, erwähnt verschiedene Sammlungen mit Werken Dürrs. – Horst Sauer: Zeichnungen der Mimmenhauser Bildner und ihres Kreises. Straßburg, Leipzig 1936. – Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bd. 3: Süddeutschland, 1. Aufl. 1908, 3. Aufl. 1925. Berlin 1908/1925. – Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Südwestdeutschland Berlin, 1. Aufl. 1905, 3. Aufl. Berlin 1926, Bd. 4.