Hanau, Enghalskrug, 1687 (Ke 1495)

Hanau, Enghalskrug, 1687 (Ke 1495)
Inv.Nr.
Ke 1495
Inv.Nr. (alt)
HG 9648
Zugangsregisternr.
ZR 1942/103
Alternativer Titel
Henkelkrug
Material
Fayence
Maße
Höhe 20 cm
Höhe mit Deckel 23 cm
Breite mit Henkel 13,9 cm
Durchmesser Bauchung 11,5 cm
Sammlung
Kunsthandwerk bis 1800
Objektuntersuchung
auf Unterseite Beschriftung in schwarz, "201" [Slg. Igo Levi]
DatumProvenienz
21.01.1936Guido von Volckamer, München, erworben durch Kauf von Igo Levi, Nürnberg [1]
Mai 1941Germanisches Nationalmuseum, erworben im Erbgang von Guido von Volckamer[2]
Die Provenienz für den Zeitraum 1933 bis 1945 ist bedenklich, es liegen Verdachtsmomente vor.

 

Das Objekt kam 1941 mit der Sammlung Volckamer ans Haus. Volckamer hatte es 1936 vom Nürnberger Unternehmer Igo Levi erworben: In seinem Tagebuch vermerkte Guido von Volckamer am 21. Januar 1936, er habe an diesem Tag mehrere Objekte „[…] von der in Auflösung begriffenen großen Fayencen Sammlung des Igo Levi in Nürnberg, Gibitzenhoferstr. 84, angekauft“, darunter ein Hanauer „Enghalskrug, Fischerzunft in Nürnberg, 1687“ für 200 RM.[3] Die von Volckamer verzeichnete Inventarnummer der Sammlung Levi (201) findet sich auf der Unterseite des Kruges, was die Identität bestätigt.

Insgesamt erwarb Volckamer 12 Objekte, von denen er eines laut Tagebucheintrag zurückgab. Drei Objekte lassen sich im Museumsbestand identifizieren (Ke 1495, Ke 1743, Ke 1507), für weitere fünf lässt sich die Identität lediglich vermuten (Ke 1751, Ke 1752, Ke 1705, Ke 1681, Ke 1591). Vier Objekte konnten nicht im Museum nachgewiesen werden.

Igo Levi wurde in der NS-Zeit verfolgt. Seit dem frühen 20. Jahrhundert hatte er eine der größten Fayence-Sammlungen in Deutschland zusammengetragen. Sie wurde 1938 beschlagnahmt, Igo Levi wurde verhaftet. 1939 gelang ihm gemeinsam mit seiner Familie die Emigration in die Schweiz. Bereits vor 1933 hatte Levi Teile der Sammlung an die Stadt Nürnberg verkauft. Die genauen Umstände und Gründe für den Verkauf 1936 konnten bislang nicht endgültig geklärt werden.

 

Siehe zu Igo Levi:

Anja Ebert: Die Sammlung Igo Levi – „Versteigert“ im Germanischen Nationalmuseum? In: Gekauft – Getauscht – Geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945. Bearb. von Anne-Cathrin Schreck, Anja Ebert, Timo Saalmann. Ausst.Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. Nürnberg 2017, S. 180–199, URL: http://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/catalog/book/392.



[1]Bibliothek GNM, NL Guido von Volckamer, Hs 140263, Tagebuch 1936, S. 4–5: „21. [Januar 1936] Aus dem Erlös einer am 21.XII.1935 erlösten Bayer. Komm.Samml.Abl.Anleihe nachstehende kleine Nürnberger Fayencen Sammlung mit Nürnberger Patrizier Stücken von der in Auflösung begriffenen großen Fayencen Sammlung des Igo Levi in Nürnberg, Gibitzenhoferstr. 84, angekauft. Beleg 11“, S. 7: „21. [Januar 1936] Dienstag: Von 10 ½ bis 1 Uhr bei Igo Levi Gibitzenhofstr. 84 wegen Ankauf von Nürnberger Fayencen […]“; s. auch S. 5, 7, 8, Einträge vom 23.1., 28.1. und 30.1.1936. – Kaufpreis 200 RM.

[2] Registrar GNM, Zugangsregister, Inventarbuch, Inventarkarte zu Ke 1495, HG 9648. – Im Testament vom 29.11.1940 vermachte Volckamer seine Sammlung dem GNM, HA GNM, GNM-Akten K 39, Stifter S–Z, Nr. 106, Abschrift des Testaments. – Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Nachlasses Volckamer durch das GNM s. allgemein Horst Pohl: Guido v. Volckamer und seine Sammlungen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52, 1963, S. 554–559, hier S. 558. – Der Großteil der Sammlung wurde im Museum erst 1942 bzw. 1944 im Zugangsregister verzeichnet und inventarisiert. Andere Objekte waren als Tauschabgaben vorgesehen oder wurden in der Nachkriegszeit inventarisiert.

[3]Wie Anm. 1.

Bearbeitung
AE