Göhringer (Mathias Göhringer Antiquitäten)
Nach einer Tätigkeit von 1925 bis 1935 als Geschäftsführer der Firma Altkunst, Münsterplatz 3, Freiburg, und deren Liquidation 1936 machte sich Mathias Göhringer offenbar mit einem eigenen Kunsthandel selbstständig. In einer von den Devisenbehörden erstellten Liste von Kultursachverständigen von 1939 erscheint Göhringer unter der Adresse Münsterplatz 10, Freiburg, als Sachverständiger des Reichspropagandaministeriums für Kunstgut für das Land Baden. Als solcher war er für die Bewertung von Kunst- und Kulturgut aus jüdischem Besitz zuständig.
Erwerbungen Göhringers lassen sich aus verschiedenen Quellen nachweisen: 1937 erwarb Göhringer Objekte aus den Warenbeständen des Münchner Kunsthändlers Siegfried Lämmle, nachdem dieser sein Geschäft schließen musste. In drei Auktionen bei Julius Böhler, München, erscheint Göhringer ebenfalls als Käufer (Auktion Slg. Margarethe Oppenheim, 18.–20.5.1936; Auktion Slg. Theodor Stroefer, 28.10.1937; Auktion Slg. Georg Schuster, 17./18.3.1938).
Eines der Schreiben im Schriftwechsel mit dem Germanischen Nationalmuseum ist von einer Gräfin von Lamberg-Ortenegg unterzeichnet, die vermutlich Mitarbeiterin Göhringers war. Auch im Schriftwechsel zwischen Mathias Göhringer und dem Dichter Hans Franck in dessen Nachlass in der Landesbibliothek Schwerin befindet sich ein von „Gräfin von Lamberg-Ortenegg“ unterzeichnetes Schreiben vom 3.4.1936 mit dem Briefkopf Göhringers.
Nach dem Freitod Göhringers im Oktober 1941 wurde der Warenbestand seines Geschäfts vom 2. bis 5. Juni 1942 durch die Firma Gebr. Albrecht, Baden-Baden/Freiburg versteigert.
Quellen
GNM, DKA, NL Böhler, I-B 6, S. 33
HA GNM, K 132, Ankaufsakten 1939, Schriftwechsel Göhringer mit Kohlhaußen, GNM, 21./22.8.1939 (Nr. 3943), 11.9.1939 (Nr. 4159), 13.9.1939 (Nr. 4159, rückseitig), 15.9.1939 (Nr. 4213)
HA GNM, K 133, Ankaufsakten 1941, Göhringer an Kohlhaußen, 9.6.1941 (Nr. 1617)
Freiburg, Stadtarchiv, Adressbücher 1932–1942; Sterbebucheintrag Nr. 1590/1941, Mathias Göhringer (frdl. Auskunft Inga Böing, Schreiben v. 13.4.2016)
München, Staatsarchiv, OFD 10366 (Siegfried Lämmle)
Schwerin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker, NL 08 Br Göhr
Straßburg, Stadtarchiv, 603 MW 253, Einwohnermeldekartei, Mathias Göhringer (frdl. Auskunft Benoit Jordan, Email v. 21.6.2016)
Weltkunst XVI, Nr. 21/22, 24.5.1942, S. 6
Literatur
Anja Heuss: Wie geht es weiter? – Die Verantwortung der Museen. In: Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Magdeburg (Hrsg.): Museen im Zwielicht. Ankaufspolitik 1933–1945 (Kolloquium vom 11. und 12. Dezember 2001 in Köln) – Die eigene Geschichte. Provenienzforschung an deutschen Kunstmuseen im internationalen Vergleich (Tagung vom 20. bis 22. Februar 2002 in Hamburg). (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 2). Magdeburg 2002, S. 419–445., hier S. 438.